Die 555 besten Weingüter 2024
Der Feinschmecker-Weinguide kürt jedes Jahr die 555 besten Weingüter aus Deutschland. Entdecken Sie die besten Weine aus den 13 Anbauregionen.
Das Weingut Pawis zeigt, wie Spitzenwein aus dem kleinen Anbaugebiet Saale-Unstrut aussieht. Seit dem Frühjahr 2007 residiert das Weingut in einem denkmalgeschützten Kloster in Freyburg-Zscheiplitz.
Klein, aber fein: Knapp drei Hektar bewirtschaftet der gebürtige Franzose und Ex-Sommelier mit seiner Frau Amrei Niessen auf den Steillagen des Goldenen Wagens und zieht daraus ein stattliches Portfolio von über einem Dutzend Gewächsen mit zum Teil 70 Jahre alten Reben. Der seriöse Rosé, zwar auf der Fruchtseite, aber sehr straight, ist als stabiler Speisebegleiter konzipiert; der Paradewein Chimäre de Saxe (Grauburgunder und Spätburgunder) hat eine Extradosis Schmelz und Süße, gut gelingt (selbst fern der Württemberger Heimat) der feinherbe Kerner mit duftig-würzigem Charme. Schade, dass die ausladende Scheurebe das Bild etwas trübt, und auch der dünne Veltliner fühlt sich in Sachsen offenbar nicht so wohl wie in der Wachau. Wanderungen, Feste, Tastings – hier ist immer etwas los.
Die barocke Schlossanlage ist ein beliebtes Ausflugsziel mit großem Erlebnisprogramm, Laden und Restaurant, seit 1836 wird hier auch Sekt hergestellt. Think Big heißt es auch bei den Weinen: Fast 30 Sorten sind im Sortiment, das sich leider etwas durchwachsen präsentierte. Die 2021er Rieslinge aus der Spitzenlage Goldener Wagen wie auch der 2021 Blaufränkisch Rosé wirkten etwas flach, der Traminer-Sekt hatte eine leicht seifige Note, die andere Aromen überlagerte. Aber es gab auch Glanzpunkte wie die feinfruchtige Scheurebe oder den Riesling Kabinett – diese Richtung gefällt und könnte aus unserer Sicht ausgebaut werden. Die Preise sind zum Teil recht sportlich.
Karl Friedrich Aust gehört zu den umtriebigen Winzerpersönlichkeiten, die den sächsischen Weinbau voranbringen, und mit der neuen Kellerei für Barriquefässer samt schonender Presse hat er sich gerade einen Lebenstraum erfüllt. Hier wurde der 2022er Jahrgang ausgebaut. Erstmals präsentierte er auch seine 2018 gepflanzte Lagen-Scheurebe, die einen gelungenen Einstand gab mit Cremigkeit, fein eingewobener Säure und floraler Note – animierend als Apéro! Dem stand der saftig strahlende Auxerrois in nichts nach, ein weiterer Favorit war die Cuvée „Genussmensch“, die ebenso zugänglich, beschwingt und duftig daherkam. Die Stärke sehen wir hier im Weißweinbereich. Buntes Unterhaltungsprogramm auf dem schönen Gutshof.
Das wunderschöne Privatschloss von Dr. Georg Prinz zur Lippe ist eine beliebte Bühne für Kulturevents, Feste und Tagungen – sowie das Aushängeschild des sächsischen Weinbaus. Schwerpunkte des Portfolios sind Burgundersorten, aber auch Riesling nach Mosel-Vorbild, und der Elbling verkauft sich in der Region „wie geschnitten Brot“. Kein Wunder, der Gutswein ist stringent und leichtfüßig, gefällt mit toller Balance von Säure und Schmelz bei moderatem Alkoholgehalt (11 Vo.l-%) – perfekt zum Käsefondue. Und das war nicht der einzige Treffer: Der Riesling Terrassen zeigt sich tiefgründig mit knackiger Würze, der Grauburgunder druckvoll mit ziselierter Struktur, der Weißburgunder überhaupt nicht plakativ, sondern zart und duftig gebaut. Eine absolut stimmige Kollektion mit klarer Stärke bei den Weißweinen. Das neue Gästehaus ist gerade im Bau – hier herrscht eben nie Stillstand!