Peter Niemann im Porträt: Ausgezeichneter Koch und Hotelier
Peter Niemann und das Hotel Hohenhaus
Will man Koch Peter Niemann kennenlernen, muss man das Hotel und Restaurant Hohenhaus besuchen. Es lohnt sich: Näher kann man der Natur als Hotelgast kaum sein, es sei denn, man schlägt sein Zelt direkt in dem Wald auf, der sich rund um das Hotel Hohenhaus auf einem rund 4600 Hektar großen Naturgrundstück mit Forst, Wiesen und eigener Jagd erstreckt. Dann allerdings könnte es sein, dass einem Wildkatzen und Waschbären begegnen und vielleicht sogar ein Luchs, der hier seit Kurzem wieder heimisch ist.
Peter Niemann steht für anspruchsvollen Genuss
Die Natur ist hier in Nordhessen, im Dreieck zwischen Bad Hersfeld, Kassel und Eisenach, ein Füllhorn – und eine reichhaltige Speisekammer. Was in Großstädten als Farm-to-table-Konzept gewinnbringend vermarktet wird, ist für Peter Niemann, Küchenchef und Hoteldirektor in Personalunion, Selbstverständlichkeit. Ökologisches Wirtschaften im Einklang mit der Natur und anspruchsvoller Genuss sind für ihn keine Mission, sondern Alltag.
Genießen und entspannen in Niemanns Schloss Hohenhaus
Schon die Anfahrt ins Hotel Hohenhaus sorgt für maximale Entspannung. Das Schloss, romantisches Herzstück der Anlage, wurde 1901 im Stil der Neorenaissance erbaut, im ehemaligen Pferdestall sind heute die komfortablen Landhotelzimmer untergebracht. Gegenüber beginnt das Gut, dazwischen liegt der Lindenhof, wo es schon mal passieren kann, dass ein Huhn von einem der Tische auf der Wiese das gute hausgebackene Brot zu stehlen versucht.
Steckbrief Peter Niemann
Name: Peter Niemann
Alter: geboren 1975
Stationen: Hans-Paul Steiner, „Hirschen“, Sulzburg; Hans Stucki, „Bruderholz“, Basel; Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Feinkost Käfer im Deutschen Bundestag, „Mosimann’s“, London.
Das Restaurant: Das Gourmetrestaurant „Vallée Verte“ hat 15 Plätze, es gibt außerdem im angrenzenden Raum den „Hohenhaus Grill“ (40 Plätze) und freitags und samstags im „Hohenhaus Café“ ein Pop-up-Konzept mit Sushi (35 Plätze).
Das Hotel: Insgesamt 20 Zimmer in zwei Gebäuden, im Untergeschoss gibt es einen Swimmingpool. Auf dem weitläufigen Gelände werden Stallgebäude für die Schafzucht und Landwirtschaft genutzt.
Mitarbeiter: 12 in der Küche, fünf im Service. Niemann hat seit seinem Dienstbeginn 2018 die Mannschaft verjüngt und international aufgestellt. Souschef Christian Martin arbeitete in Paris bei Guy Martin, Sommelier Oliver Brandenburg
sammelte in Asien Erfahrungen.
Weinkarte: Schwerpunkt Deutschland (Rheingau) und Frankreich.
Was sonst noch? Peter Niemanns Herz schlägt außer für die nächste Umgebung für die Bretagne. Silvester gibt es daher legendäre Küchenpartys mit direkt importierten Belon-Austern. Regelmäßig geben renommierte Künstler auf Hohenhaus Konzerte.
Restaurant La Vallée Verte
OT Holzhausen
Hohenhaus 1
37293 Herleshausen
www.hohenhaus.de
Tel. 05654-98 70,
Mi-Sa ab 19 Uhr geöffnet, Menüs € 109-187
Wer ist Peter Niemann?
Für das Hotel und Restaurant Hohenhaus ist der 46-jährige Leipziger ein Glücksgriff. Er ist kein versonnener Kochkünstler, sondern ein handfester Macher, entschieden und voller Ideen.
Peter Niemann kocht einerseits exzellent, hat andererseits das große Ganze im Blick. Das Team hat er verjüngt und internationaler aufgestellt, Patissier Luis Coelho etwa kommt aus Portugal und spricht noch wenig Deutsch. Die Planung für die neue Küche hat er selbst gemacht, ein Café und ein Pop-up-Konzept mit Sushi etabliert, über das sich auch viele Gäste aus der Umgebung freuen. Der gute Kontakt zur Umgebung hört für Sternekoch Peter Niemann nicht bei den Erzeugern auf.
Peter Niemann mit seinem Team aus dem Hotel Hohenhaus
Peter Niemann setzt auf Regionalität
Peter Niemann bemüht sich um maximale Selbstversorgung. Das riesige Landgut auf Hohenhaus mit 1200 Hektar plus umliegenden Wäldern birgt einmalige Vorteile: Viele Gemüse, Früchte, Kräuter können auf dem Hofweg geerntet werden.
„Für den Abendservice pflücken wir selbst, da brauchen wir keine Foodscouts“, sagt Küchenchef Peter Niemann. Am Weg reifen im Sommer Pflaumen, Marillen und Kirschen, dazu Holunder, Himbeeren, Walnüsse. Kartoffeln und Getreide fürs hausgebackene Brot werden selbst angebaut, seit Kurzem gibt es eine eigene Haferquetsche fürs Müsli.
Die eigene Jagd (Haustechniker Thomas Gross ist zugleich auch Jäger) liefert Wildschwein und Reh. Auf dem Hofgelände steht ein großer Stall, in dem das vom Aussterben bedrohte Braune Bergschaf sein Quartier hat, außerdem ein Wildschlachthaus. „Hier werden frisch geschossene Rehe aus der Decke gezogen.“
Vollständige Vewertung: Nose to tail
Jeder der Köche muss beim Schlachten zusehen und möglichst mit anpacken. Verwendet wird alles vom Rücken bis zur Zunge, Nose to tail auf konsequenteste Art. Auch eine historische Spezialität wie Krähe erlebt in der Küche von Peter Niemann eine Renaissance. Das Wasser wird aus drei eigenen Mineralbrunnen gewonnen.
Was nicht selbst angebaut und erlegt wird, besorgt Niemann in nächster Umgebung (im Radius von 20 bis 30 Kilometern):
- Bachforellen,
- Ziegenkäse,
- Geflügel,
- Wollschweine
- und Angus-Rinder.
Wie schmeckt es bei Peter Niemann?
Sehr klar, sehr konzentriert aufs Produkt, sehr hochklassig. Peter Niemann und sein Souschef Christian Martin können bei der Frische aus dem Vollen schöpfen und tun dies auch.
Die Goldforelle hat Familie Nölker aus ihren Teichen erst am Morgen geholt, eine halbe Autostunde entfernt. Niemann serviert sie gebeizt und als Sashimi mit ihrem Rogen (hellgelb, nicht rot gefärbt), dazu eine cremig-fluffige Kartoffelwaffel, eine Ziegenjoghurt-Sauce steuert etwas Säure bei, Tupfen von Schnittlauchöl sorgen für Würze.
Bei der Vorspeise verblüfft neben dem Aroma des gebratenen Ziegenkäses (vom Hof Rösebach in Ifta) die geschmacklich tiefe, komplexe Essenz des Demeter-Gemüses. Der hoch konzentrierte Gemüsefond wird aus acht Gemüsen angesetzt, darunter Sellerie, Petersilienwurzel, Zwiebel, alles aufs Gramm abgewogen und dann zwölf Stunden gesimmert. Das Gemüse baut „die Ina“ an, Ina Tröll im Gärtnerhof im Zipfel in Herleshausen. Die Kräuter bringen Niemann und Martin in Werkzeugkisten mit – Pragmatismus ist eine weitere Stärke von Peter Niemann.
Von links nach rechts:
- Reh aus eigener Jagd mit Haferbirnen-Ragout und Artischoken
- Goldbach-Forelle als Sashimi mit Forellen-Kavar und Kartoffelwaffel
- Himbeeren mit Waldbeer-Püree, Schmandparfait und Fiancée-Törtchen
Was plant Peter Niemann für sein Hotel Hohenhaus?
Peter Niemann hat Erfolg: Das Schloss Hohenhaus ist offiziell ein 5-Sterne-Hotel, er selbst ist unter den Top 50 Hoteliers in Deutschland 2022 und sein Restaurant mit dem grünen sowie mit dem roten Michelin-Stern 2022 ausgezeichnet. Was plant Peter Niemann noch? Er möchte eine neue Bar im Empfangsbereich etablieren und das Schlossgebäude ausbauen, das bislang nur für Tagungen genutzt wird, aber mit seinen hübschen Salons ein höchst charmantes Ambiente bietet.
2022, so plant er, sollen dort das Gourmetrestaurant und 15 weitere Zimmer mit Wellness-Suiten eröffnen. Draußen unter einem uralten Kirschbaum könnte es Outdoor-Tagungen geben. „Solche Möglichkeiten“, sagt er, „wo finde ich die sonst?“
Tipps von Peter Niemann
Landfleischerei Opfer
Leipziger Str. 40
37296 Ringgau
Tel. 05658-87 45
www.wurst-depot.de
Mo-Fr 7-19 Uhr, Sa 7-16 Uhr
Die nordhessische Spezialität Ahle Wurscht von Sabine Opfer ist legendär. Auch klasse Salsiccia, Salami und Sülze.
Nordhof Jan & Udo Zimmermann
Kastanienweg 36
37293 Herleshausen
Tel. 05654-302
www.nordhof.de
Hofladen Sa 10-13 Uhr und nach Anmeldung
Wild, Geflügel, Rindfleisch aus Bio-Landwirtschaft.
Hof Rösebach
Klosterstraße 2
99831 Amt Creuzburg
Tel. 03692-69 02 54
www.hofroesebach.de
Di, Mi, Do, Sa 10-12 Uhr, Di, Do, Fr 15-18 Uhr
Ziegenmilch und -käse in bester Bioqualität.
Peter Niemann im FEINSCHMECKER-Podcast
Zu Gast bei Peter Niemann
Konzept: „Das grüne Tal“ ist mit nur 15 Plätzen eines der intimsten Gourmetrestaurants im Lande – in dem Luca Allevato (gekommen aus dem „Tantris“) opulente Gourmetküche serviert (7 oder 9 Gänge € 245 oder € 295).
Küche: Schon beim Amuse-Bouche ist klar: Das wird ein besonderer Abend. Kleinteilig und verspielt kommen zehn Kleinigkeiten, darunter Hummer „Thermidor“ in einem Ei serviert. Die Vorspeisen sind fischgeprägt mit dänischen Topqualitäten wie Makrele mit Escabeche-Sud und Störfilet mit Kaviar. Die getrüffelte Sellerie-Millefeuille ist eine Wucht, genau wie das Wild, das aus eigener Jagd stammt. Noch ausgefeilter sind die Kompositionen, das neue Küchenteam arbeitet versiert und aufwändig, Handwerk und Produktqualität sind ebenfalls noch überzeugender.
Wein: Sommelier Jonas Erhardt ist souverän und zugewandt – und die Weinkarte ist so gastfreundlich kalkuliert, wie man es sich in Deutschland öfter wünscht. Die Jahrgangstiefe bei deutschen und französischen Spitzenweinen ist beeindruckend.
Atmosphäre: Aus dem intimen Restaurant fällt der Blick ins Blutbuchental, die Tische sind variabel für Business-Dinner, das Rendezvous oder das Familienessen. Das Restaurant soll im Sommer ins benachbarte Schloss umziehen.
Fazit: Ein Genusserlebnis in intimem Rahmen, bei dem exzellente Produkte im Mittelpunkt stehen.