It's Teatime! Perfekter Tee aus Neuseeland
Top-Qualitäten vom anderen Ende der Welt: Ein Einwanderer aus Taiwan hat entdeckt, dass Tee in Neuseeland glänzend gedeiht
Onduliertes Land, so weit das Auge reicht. Sattgrüne Weiden, auf denen mal Schafe, mal Milchkühe oder Jungbullen grasen – ein typisches Bild auf Neuseelands Nordinsel. Aber wer käme auf die Idee, dass hier, nahe der 150 000-Einwohner-Stadt Hamilton, zwei Autostunden südlich der Metropole Auckland, Tee gedeiht?
Heißen Tagen folgen kühle Nächte
Vielleicht muss man für einen solchen Einfall aus Asien kommen. Jedenfalls entdeckte der hier in die Region Waikato eingewanderte Taiwaner Vincent Chen eines Tages rosarot blühende Kamelien in seinem Garten. Wo so etwas wächst, der Boden also nährstoffreich, sauer und durchlässig ist, da könnte ebenso gut Tee-Anbau gelingen, sagte er sich. Schließlich sind Kamelie (Camellia japonica) und Teestrauch (Camellia sinensis) enge Verwandte. Das subtropische Klima Waikatos, so Chens weitere Überlegung, ähnelt dem in höheren Lagen Chinas, Taiwans und Indiens: Heißen Tagen folgen kühle Nächte – nur dann konzentrieren sich die Inhaltsstoffe in den Blättern.
Das Zealong Tea Estate
Das war vor mehr als 20 Jahren. Heute biegt man von der schmalen Landstraße direkt aufs Areal des Zealong Tea Estate ab. Flache Büsche säumen die Allee, tiefgrüne Spaliere, die sich über ebenes Gelände und sanfte Hügel ziehen – scheinbar endlos, denn Vincent Chens Teeplantage erstreckt sich über 48 Hektar. Drei verschiedene Premiumtees entstehen hier. Anfangs wurde fast ausschließlich Oolong produziert (daher der Name Zealong), ein herrlich leichter, beschwingter Tee. Später kam ein sehr farbintensiver, lieblich-fruchtiger Grüntee hinzu sowie ein Schwarztee mit Anklängen von Malz, Honig und Karamell.

Modernste Geräte und Maschinen
Die Bedingungen sind ideal für die empfindliche Pflanze: saubere Luft, reines Wasser, dazu gleichmäßig übers Jahr verteilte Niederschläge sowie durchschnittlich vier Sonnenstunden pro Tag. Hinzu kommt viel Handarbeit von erfahrenen taiwanesischen Teemeistern und Pflückern. Die Räume zum Welken, Rollen und Trocknen der Blätter, zur De-Enzymation für Grün- oder Fermentation für Schwarztee, zum Sortieren und Verpacken, sie alle sind mit modernsten Geräten und Maschinen ausgestattet. „Wir können“, sagt der Plantagenmanager Sen Kong, „den verpackten Tee zu jeder Strauchreihe, zu jedem Pflücker und zu jedem Erntetag zurückverfolgen.“

Die De-Enzymation
Während der Erntezeit in November, Januar und März sind etwa 100 Mitarbeiter fast rund um die Uhr beschäftigt. Gepflückt werden nur die jüngsten zartesten Triebe mit Knospe. Die eigentliche Kunst der Grüntee- und Oolong-Herstellung besteht in der De-Enzymation: Die Triebe werden mit Wasserdampf erhitzt, um die Enzyme zu deaktivieren und Fermentation zu verhindern. Das muss behutsam geschehen, um die Inhaltsstoffe vollständig zu bewahren, denn sie machen Wirkung, Geschmack und Aroma des Tees aus.
Die stärksten haben überlebt
Es war ein weiter Weg, bis hier in Neuseeland Tees entstehen konnten, die inzwischen auch in Europa Liebhaber gefunden haben. Denn auf dem heutigen Anwesen hatte vorher ein Milchbetrieb gewirtschaftet, den Chen aufkaufte. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, seinen Tee nach Biostandards zu produzieren; vier Jahre dauerte es, bis der Mutterboden sich so weit erholt hatte, dass auf ihm ökologischer Anbau möglich war.
Während dieser Zeit reiste Chen durch Asien, besuchte ausgesuchte Teepflanzungen und kam mit 1500 Stecklingen zurück nach Neuseeland. Doch die in den strengen Einfuhrgesetzen vorgeschriebene Quarantäne von zehn Monaten brachte mehr als 90 Prozent der Pflänzchen den Tod. Es überlebten nur 130, allerdings die stärksten, wie Chen sagt. Also genau diejenigen, die sich an veränderte Bedingungen anpassen können – so sind daraus inzwischen mehr als eine Million geworden.

Feine Küche, feiner Tee – eine gelungene Verbindung
high-teaZealong-Besucher können eine Führung buchen oder an einer Teezeremonie teilnehmen, und unbedingt sollten sie in die Karte des „Zealong Tea House“ schauen: Das Restaurant ist die neueste Errungenschaft der Plantage. Kreative, mit Tee aromatisierte Gerichte werden dort serviert und natürlich high tea: Bei köstlichen Etageren-Snacks und Edlem in der Tasse kann man den Blick bis zum Horizont über Teesträucher schweifen lassen. Das ist einzigartig in Neuseeland – und auch anderswo dürfte es die Ausnahme sein, dass feine Küche und feiner Tee am Ort seiner Entstehung eine solch gelungene Verbindung eingehen. www.zealong.com, erhältlich ist der Tee exklusiv bei www.teegschwendner.de

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