Die 555 besten Weingüter 2024
Der Hof ist ein Gesamtkunstwerk, eine traumhafte Kulisse für Hochzeiten, und Christian Stahl ist ein Multitalent: Als kochender Winzer führt er auch ein gutes Restaurant. Seine komplexen Weine mit austarierter Säure-Frucht-Balance sind eigentlich eine feste Bank – umso ratloser machten uns manche Gewächse, bei denen wir die gewohnte Strahlkraft nicht ganz wiederfanden Der 2022 Blaue Silvaner Sonnenstuhl wirkte recht flach, der 2022 Riesling Best Of kurz mit wenig Tiefgang. Typisch Stahl war hingegen der Muskateller: elegant und geradlinig, fein aromatisch, perfekt für den Aperitif. Auch der Müller-Thurgau „Hasennest“ gefiel mit feiner Cremigkeit und grün-grasigen Noten. Wir hoffen auf den erneuten Aufschwung in jeder Liga im kommenden Jahr.
Alle Achtung vor der Leistung der Winzerin: Als Erste in der Familie keltert Christine Pröstler seit über zehn Jahren aus den eigenen Trauben auch eigenen Wein, die moderne Vinothek ist Symbol für den Ehrgeiz der Önologin und Mutter von drei Kindern. Sie entfaltet ein großes Portfolio, inklusive Chardonnay und Sauvignon Blanc, und stellt zum ersten Mal ihre Kollektion vor, die sehr respektabel ist, vom Gutswein bis zum Lagencharakter aus dem Benediktusberg. Von hier stammt der Silvaner Alte Reben von 2020 sowie (unser Favorit) der gereifte Spätburgunder mit Saftigkeit und molligen Frucht von Amarena-Kirsche, klug eingesetztem Holz und Eleganz, ideal zur geschmorten Ochsenbacke. Manchem Wein fehlt noch etwas Profil und Substanz, aber die Basis ist gelegt, wie der Silvaner Gutswein mit schönen Aromen von Apfel und Weinbergspfirsich beweist. Wir freuen uns auf die nächste Kollektion.
Glückwunsch zum 350-jährigen Bestehen des Betriebs, den Diana und Bruno Arnold in der elften Generation mit Herzblut und Sinn für naturschonende Arbeit führen – mithilfe ihrer drei Kinder. Nicht ganz so euphorisch wie im Vorjahr haben wir die aktuelle Kollektion verkostet, vielleicht war manch schwächelnder Eindruck dem Jahrgang 2022 geschuldet, der mit seiner Hitzewelle vielen Winzern zu schaffen machte und zu manchen Einbußen bei Finesse und Tiefenschärfe führte. Dennoch gibt es auch Glanzpunkte: Der fruchtbetonte Riesling GG, Randersacker Pfülben zeigt unkompliziert-zugänglichen Charme, der Silvaner Sonnenstuhl gefällt mit unbeschwerter Mango-Lassi-Note, Schmelz und Trinkfluss.
Hut ab vor dieser Historie: Seit zehn Generationen wird hier Wein angebaut, das Stammhaus datiert auf 1710. Man profitiert hier aber nicht nur von Erfahrung, sondern auch von Rebflächen in renommierten Lagen. Silvaner, Riesling und vor allem Spätburgunder werden mit Herzblut erzeugt, Eleganz, gepaart mit der Mineralität der Muschelkalkböden, sind ein Markenzeichen, und 2023 ist der erste vollständige Bio-Jahrgang. Manche Gewächse wirkten bei der Verkostung zum Teil unruhig, als suchten sie noch ihren (neuen) Weg, wobei uns insgesamt der Riesling profilierter erscheint als der Silvaner. Beispiel: der Ortswein Randersacker Mendelssohn mit saftig-feiner Würze, Frucht und Schmelz, klassisch schön. Oder auch der Randersackerer Pfülben Riesling GG: kompakter, mit Struktur und Potenzial. Allrounder fürs Festessen ist der Randersackerer Hohenroth Spätburgunder GG: warm, würzig, kernig – lecker!
Armin Störrlein und sein Schwiegersohn Martin Krenig sind ein eingespieltes Team, das sich bei reduzierten Erträgen und selektiver Handlese auf trocken-markante Weine fokussiert. Ein Muss für Sauvignon-Blanc-Liebhaber ist der strukturierte Ortswein mit aparten Noten von Brennesseln und Cassis. Schönes Beispiel für das Verständnis von Spätburgunder ist der Randersacker Sonnenstuhl mit Holz und Frucht in perfekter Balance (dazu freundlich kalkuliert). Spaß macht auch der Silvaner Hohenroth mit Nuancen von grünem Apfel, weißem Pfirsich, delikat abgerundet von dezenter Röstaromatik. Die Kollektion zeigt eine klare Linie: saftig, rund und cremig, sehr trinkig und anschmiegsam zum Essen.
