Wein-Guide 2023: Aufstieg an die Spitze

Wein-Guide 2023: Aufstieg an die Spitze

In unserem Wein-Guide mit den „500 besten Weingütern in Deutschland 2023“ freuen wir uns über viele Aufsteiger. Hier sind auf einen Blick die 16 neuen Gipfelstürmer.
Datum02.03.2023

Die Verkostung des Jahrgangs 2021 hat gezeigt, in welch glänzender Form der deutsche Weinbau ist, viele Weingüter – von der Basis bis zur Oberliga – konnten wir aufwerten. Die 16 Namen in der Tabelle glänzen besonders: Sie sind mit 4, 4,5 und 5 FEINSCHMECKER-Punkten in die Spitze der 500 besten Weingüter Deutschlands aufgerückt.

An den Gipfelstürmern lassen sich Tendenzen ablesen – etwa der Höhenflug handgemachter Spitzensekte, wie vom jungen Weingut Griesel oder Norbert Bardong, seit 1984 Schaumwein-Experte. Auch die Mosel hat, vor allem mit dem Kabinett, Klasse gezeigt, beispielhaft stehen dafür gleich vier Weingüter wie Ansgar Clüsserath, Christoffel Erben, Geltz-Zilliken und Willi Schäfer.

Unter den Aufsteigern sind überwiegend renommierte Traditionsbetriebe, die sich nicht auf ihrem guten Ruf ausruhen, sondern unermüdlich an Qualität und Stilistik feilen. Oft setzt jetzt die junge Generation Maßstäbe, wie der voranpreschende Moritz Haidle aus Württemberg. Philipp Kuhn aus der Pfalz darf sich aktuell besonders freuen: Er hat jetzt nicht nur 5F, sondern jüngst auch den FEINSCHMECKER Riesling-Cup gewonnen. Grund zum Feiern, am besten mit einem deutschen Sekt von Griesel, Bardong oder dem Pionier Raumland!

5F – Höchstwertung: Diese Weingüter haben es an die Spitze geschafft

Battenfeld Spanier, Rheinhessen

Wer über das deutsche Weinwunder und speziell den Qualitätsschub in Rheinhessen spricht, muss Hans Oliver Spanier (und natürlich seine Frau Carolin Spanier-Gillot) einbeziehen: Sehr früh setzte er auf Biodynamie, seine Weine sind Resultat eines fulminanten Zusammenspiels von Handwerk, Intuition und Feingefühl für das jeweilige Terroir, das hier aus Kalkstein besteht. Applaus für diesen Sturm auf den Gipfel – mit langem Atem und kompromisslosem Qualitätsstreben!

Kühling-Gillot, Rheinhessen

Geboren als Winzertochter eines gut 200 Jahre alten Betriebs, hat Carolin Spanier-Gillot das Weingut in den deutschen Olymp geführt. Beste Lagen entlang des Rheins und am Roten Hang sind ihr Kapital, der Fokus liegt auf Riesling und Pinot noir, schon 2005 wurde auf Biodynamie umgestellt. Mit ihrem Mann Hans Oliver Spanier, Inhaber des ebenfalls ausgezeichneten Weinguts Battenfeld-Spanier, setzt sie seit langem Maßstäbe in Rheinhessen.

Weingut Philipp Kuhn, Pfalz

Doppel-Gold für Philipp Kuhn: Er hat mit seiner aktuellen Kollektion nicht nur den deutschen Weingipfel erklommen, sondern auch den Riesling-Cup 2022 des FEINSCHMECKERS gewonnen. Seit 30 Jahren prägt Philipp Kuhn den Pfälzer, wie auch den deutschen Weinbau insgesamt – mit strahlend trockenen Rieslingen sowie komplexen weißen und roten Burgundern. Pure Handarbeit im Weinberg ist für ihn und sein Team selbstverständlich, ganz im Sinne seiner „Fair’n Green“-Zertifizierung. Tipp: Unbedingt den Riesling oder Pinot blanc aus der Lage Kirschgarten probieren.  

Weingut Salwey: Aus der Lage Eichberg kommen Top-Spätburgunder

Weingut Salwey, Baden

Wer Grauburgunder der Meisterklasse sucht, findet sie im badischen Weingut Salwey. Die Großen Gewächse Henkenberg und Eichberg gehören zum Besten, was in Deutschland aus dieser Rebsorte auf die Flasche kommt. Aber auch Weißburgunder und Spätburgunder haben solch eine Klasse, dass man Konrad Salwey gut den „Burgunder-Flüsterer“ nennen kann. In seiner Freizeit spiel der Winzer, der das Gut in dritter Generation führt, Pétanque – und auch da sind natürlich Feingefühl und Augenmaß gefragt.

Weingut Willi Schaefer, Mosel

Nur 4,5 Hektar, auf denen ausschließlich Rieslinge in Steillagen wachsen, bewirtschaften Andrea und Christoph Schaefer. Mosel at it’s Best lautet das Motto. Und so beeindruckt jeder Wein mit moseltypischer Restsüße und Eleganz, die Stars sind  Graacher Himmelreich und Domprobst. Diese Spitzenqualität kommt nicht von ungefähr: Vor der Lese werden die Trauben in allen Parzellen ständig per Hand gepflückt, probiert und dann – je nach Bauchgefühl – im optimalen Zustand geerntet. Technik und Zahlen sind hier nicht das Maß aller Dinge. „Wir nehmen das, was die Natur uns gibt“, so Christoph Schaefer.

Diese Weingüter glänzen mit 4,5F

Weingut Bergdolt: Carolin Bergdolt mit Kellermeister David Golitko

Weingut Bergdolt, Pfalz

Bei „Fluxus“ sollten Sie jetzt nicht mehr an Kunst, sondern an Carolin Bergdolt denken – denn so heißt ihr berühmter, mehrfach ausgezeichneter Sekt, der auch für die neue Klasse deutscher Schaumweine steht. Qualität hat hier Tradition: Seit 1754 existiert das – mittlerweile biozertifizierte – Familienweingut, das sich auch mit Weißburgunder (St. Lamprecht!), Riesling und Spätburgunder einen Namen gemacht hat. Elegant, saftig, mineralisch und fruchtig: Die aktuelle Kollektion überzeugt auf ganzer Linie.

Weingut Ansgar Clüsserath: Eva Clüsserath-Wittmann baut filigrane Moselweine an.

Weingut Ansgar Clüsserath, Mosel

Eva Clüsserath-Wittmann liegt Riesling im Blut, und aktuell wirken Charakter und Finesse jedes einzelnen Exemplars nahezu unübertrefflich. Die Winzerin (verheiratet mit dem Spitzenwinzer Philipp Wittmann aus Rheinhessen) arbeitet das Profil jeder ihrer Steillagen an der Mittelmosel perfekt heraus, in der naturnahen und handwerklichen Arbeit wird sie dabei von ihrem Vater Ansgar unterstützt. Die Rebanlagen sind bis zu 80 Jahre alt, besonders renommiert ist die Lage Trittenheimer Apotheke – hier unbedingt den Kabinett probieren! 

Weingut Joh. Jos. Christoffel Erben, Mosel

Nur vier Hektar Rebfläche gehören zu dem Traditionsgut an der Mittelmosel, aber die haben es in sich: Schiefersteillagen und alte, wurzelechte Reben sind Markenzeichen. Die aktuellen Rieslinge strotzen vor Eleganz, Saftigkeit, feiner Fruchtigkeit und werden gekonnt gepaart mit erfrischender Säure. Der klassische Moselstil wird hier vom Kabinett bis zur Auslese wunderbar ausgelotet, die Paradelage ist der Ürziger Würzgarten. Wer sich noch nicht in die Moselweine verliebt hat, wird es hier tun.  

Weingut Karl Haidle: Moritz Haidle glänzt mit Riesling und Lemberger

Weingut Karl Haidle, Württemberg

Der junge Moritz Haidle führt das Familienweingut mit Enthusiasmus in die Top-Liga Württembergs – mit zwei Rebsorten (Riesling und Lemberger), Demeter-Zertifizierung und einem klaren Fokus auf die Stärken des Terroirs. Einzelne Qualitätsstufen arbeitet der Winzer sauber und fein heraus, es macht Spaß, das ganze Sortiment durchzuprobieren. In der jungen Szene ist Haidle auch durch seine Hobbys bekannt: Graffiti-Kunst, Rap und Hip-Hop.  

Baden: Fritz Waßmer präsentierte eine hinreißende 2019er Kollektion.

Weingut Fritz Waßmer, Baden

Als Autodidakt hat Fritz Waßmer Großes erreicht – und seit Gründung des Weinguts 1998 vor allem mit Burgundersorten, aber auch Chardonnay und Auxerrois Ausrufezeichen gesetzt. Auch den in Deutschland seltenen Viognier baut er meisterhaft aus. Für den Weinmacher ist Burgund das große Vorbild, und so sind die hervorragenden Lagen auch sein Kapital, besonders großes Renommee genieß dabei der Spätburgunder aus der Sommerhalde Bombach. Nicht nur dieser Wein, die ganze Kollektion beeindruckt durch Präzision und Schliff. 

Weingut Martin Waßmer, Baden

„Liebe, die durch die Traube geht“, ist das Motto von Martin Waßmer aus dem sonnigen Markgräflerland. Zwei Generationen arbeiten hier Hand in Hand – und das mit Erfolg. Die feinen, charakterstarken Weine spiegeln die Liebe zum Burgund wider, hohe Pflanzdichte und geringe Erträge gehören zur Philosophie des Betriebs, gut 40 Jahre alte Rebstöcke sind der Schatz, und nur bestes Lesegut, von Hand selektiert, kommt in die Flasche. Auch die Barrique-Fässer stammen von berühmten Küfern im Burgund. Chapeau!

Weingüter, die mit 4F ausgezeichnet wurden

Sektkellerei Bardong GbR, Rheingau

Dürften wir auf eine einsame Insel nur einen Sekt von Norbert Bardong mitnehmen, es wäre der Erbacher Marcobrunn. Zeigt er doch, wie sensibel und ausdrucksstark der Schaumwein-Spezialist Lagen ausbaut. Die Sekte werden nach der Champagner-Methode hergestellt – und können sich mit den Vorbildern aus Frankreich durchaus messen. Sie reifen in urigen Gewölben aus dem 19. Jahrhundert und sind nur in kleiner Menge auf dem Markt erhältlich (rund 25 000 Flaschen im Jahr) – daher ist schneller Zugriff unbedingt empfohlen!  

Weingut Bickel-Stumpf, Franken

Silvaner gewinnt in Deutschland immer mehr Fans – völlig zu Recht. Und vor allem bei diesem Familienbetrieb hat die Rebsorte in den vergangenen Jahren immer mehr an Eigenständigkeit und Ausdruck gewonnen. Zu dem Betrieb gehören viele Steillagen, deren Potenzial hier akribisch herausgearbeitet wird. Am besten verkostet man die gesamte Kollektion direkt vor Ort in der Vinothek mit idyllischem Innenhof.

Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken, Mosel

Riesling, Riesling und nochmals Riesling: Familie Zilliken hat sich ganz dieser Rebsorte verschrieben, das Weingut, das von Tochter Dorothee geleitet wird, verfügt ausschließlich über Süd-Steillagen, die als VDP Große Lage klassifiziert sind. Von geradezu betörender Qualität ist die aktuelle Kollektion dieser Saarweine – sie tanzen förmlich über die Zunge, sind seidig, elegant und dabei zurückhaltend im Alkohol. Der Saarburg Rausch ist ein Paradewein der Extraklasse, ob als Kabinett oder Auslese. 

Griesel & Compagnie, Hessische Bergstraße

Wer hätte das gedacht?! Das kleine Anbaugebiet Hessische Bergstraße ist in den vergangenen Jahren aus dem Dornröschenschlaf erwacht – und zwar mit einem Donnerhall. Verantwortlich dafür ist vor allem das Sektgut Griesel mit dem Quereinsteiger Niko Brandner an der Spitze. Seine Schaumweine begeistern mit individueller Klasse, sind geradlinig, schlank und von Mineralität geprägt. Spannend sind auch seine Obstschaumweine der Line „Von Wiesen“. 

Weingut Pfeffingen: Besonders stark ist die Scheurebe

Weingut Pfeffingen, Pfalz

Hinter dem Namen Pfeffingen stehen die beiden Diplom-Ingenieure und Önologen Doris und Jan Eymael, ihr Betrieb befindet sich direkt an der Deutschen Weinstraße, auf zwei Dritteln der Rebflächen wächst Riesling –und die sind, fruchtig und mineralisch, gleichermaßen durch Klasse wie wunderbaren Trinkgenuss gekennzeichnet. Auch für Fans aromatischer Scheureben ist das Gut eine exzellente Adresse, und bei Burgundern wie auch den Rotweinen kann man ebenfalls „blind“ zugreifen – bei der aktuellen Kollektion gelang durch die Bank alles.

Alle Aufsteiger im Überblick

Battenfeld Spanier
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Hans Oliver Spanier gelingt mit seiner aktuellen Kollektion das Kunststück, sich noch einmal zu steigern. Wunderbar plastisch arbeitet er die Unterschiede seiner biodynamisch bearbeiteten Weinberge heraus. Dabei sind die Gewächse durchweg etwas früher zugänglich als gewohnt, ohne aber an Komplexität zu einzubüßen. Gerade die kühleren Zellertaler Lagen überzeugen mit dunkler Würze, das Große Gewächs aus dem Schwarzen Herrgott lässt ein ganzes Aromen-Panorama von scheinbar endloser Länge aufziehen. Der Kirchenstück-Riesling verströmt Safran und Kurkuma, während der extravagante Spätburgunder aus der gleichen Lage sich noch deutlich unter Holzeinfluss zeigt – und tatsächlich noch um etwas Geduld bittet. Bei diesen Alternativen, kein Problem.

Bahnhofstr. 33, 67591 Hohen-Sülzen
+49 (0) 6243 906515
www.kuehlingandbattenfeld.com
Kühling-Gillot
R Q

Die Weine aus dem Hause Kühling-Gillot sind eine Liebeserklärung an ihre Herkunft vom Roten Hang. Gekonnt werden die Nuancen der Lagen herausgearbeitet und bleiben dabei äußerst trinkfreudig und zugänglich. Ein Hauch Reduktion schwebt über dem Nackenheim Riesling, der einen zarten, aber unentrinnbaren Zug entwickelt. Der Nierstein Riesling zeigt eine leicht rauchige Frucht, flankiert von feiner Phenolik. Das Pettenthal Große Gewächs sprüht von Feuerstein-Würze und sinnlicher Opulenz, salzig und mit zitrischem Grip folgt ihm das Hipping Großes Gewächs, das sich schon jetzt aufregend im Glas präsentiert. Überraschend der Chardonnay Alte Reben, der mit ordentlich Holz und BSA die Frage aufwirft, ob hier noch Burgund oder schon die Neue Welt Pate stand. In sich stimmig ist er in jedem Fall, wie alle Weine dieser wunderbaren Kollektion.

Ölmühlstr. 25, 55294 Bodenheim
+49 (0) 6135 2333
www.kuehling-gillot.de
Weingut Philipp Kuhn
R

Wenn wir in diesem Jahr von nicht ganz stringenter Qualität und kleinen Schwankungen in der Kollektion von Philipp Kuhn sprechen, ist das wirklich jammern auf extrem hohem Niveau. Es sind Kleinigkeiten, die uns aufgefallen sind, wie der Reduktionsböckser im Saumagen Riesling und die etwas schwache Struktur beim Chardonnay Réserve. Begeistert hat uns hingegen der Blanc de blancs brut nature mit kernigem und geradlinigem Charakter, Aromen von Brioche und Hefekuchen, frischer Säure und feinen Perlage. Oder der Pinot blanc aus dem Kirschgarten, den die feine Holznote perfekt trägt, und der mit zarter Frucht und nussiger Länge definitiv einer der besten Weißburgunder ist, die wir dieses Jahr verkosten durften. Spannend der Viognier Réserve, ein Kraftpaket mit gut eingebundenem Holz, Noten von Orangenschale und einer feinen, aber eleganten Bitternote. Die Rieslinge aus den Großen Lagen sind natürlich aller Ehren Wert und die 5 F weiterhin stabil.

Großkarlbacherstr. 20, 67229 Laumersheim
+49 (0) 6238 656
www.weingut-philipp-kuhn.de
Weingut Salwey
R Q

Konrad Salwey hat die Weine in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich verbessert und das Weingut in eine Spitzenposition in Deutschland manövriert. Die 2021er Spätburgunder sind eine Klasse für sich, obschon der Jahrgang gerade für die Rotweine eine Herausforderung war. Schon der Oberrotweil Spätburgunder, ein Ortswein, ist besser als manches badische GG und jeden Cent wert, den er kostet (30 Euro). Das GG vom Kirchberg gleitet so samtig über den Gaumen, dass man die Tiefe glatt übersehen könnte. Das Eichberg GG ist kerniger, strukturierter, aber auch verschlossener. Die 2021er (!) Weißweine waren noch Fassproben, als wir sie verkosteten. Großartig das Weißburgunder GG vom Kirchberg, puristisch-salzig das neue Chardonnay GG vom Steingrubenberg. Das Grauburgunder GG vom Henkenberg ist wohl der beste Wein dieser Sorte in Deutschland.

Hauptstr. 2, 79235 Vogtsburg im Kaiserstuhl
+49 (0) 7662 384
www.salwey.de
Weingut Willi Schaefer
S

Was sich hinter dem, sorry, antiquierten Etikett verbirgt, ist ein kleines Familienweingut der leisen Töne, das ohne großes Tamtam Rieslinge von Weltklasse produziert. Natürlich wachsen die Trauben in renommierten Graacher und Wehlener Lagen, quasi als bodenständige Starthilfe. Dann kommt Christoph Schaefer ins Spiel, der zusammen mit seiner Frau Andrea den elterlichen Betrieb vor knapp zehn Jahren übernommen hat, und verwandelt das Lesegut in außergewöhnliche Rieslinge mit Format und von besonderer Strahlkraft. Restsüße ist fast immer mit dabei, sie ist der Hauch an Genius, der sich elegant um die konzentrierte blitzsaubere Frucht legt und sie zur geschmacklichen Höchstform animiert. Unterstützt von einer Säure, die nicht frischer und belebender sein könnte. Unsere diesjährigen Favoriten? Eigentlich alle zur Probe angestellten Weine, eine Kollektion wie aus dem Riesling Wunderland.

Hauptstr. 130, 54470 Graach an der Mosel
+49 (0) 6531 8041
www.weingut-willi-schaefer.de
Weingut Bergdolt
R Q

Weißburgunder ist die Paradesorte von Carolin Bergdolt. Die Winzerin ist in der Geschichte des Weinguts die erste Frau, die das Heft in der Hand hat. Ihre Weine mag sie puristisch, selbst die Burgunder liegen meist unter einem Gramm Restzucker. Die beiden angestellten Weißburgunder könnten unterschiedlicher kaum sein. Der aus der Großen Lage Mandelberg steckt das Holz vom Tonneau fast komplett weg, zeigt stattdessen intensive gelbe Frucht, Mandelaromen und eine angenehme Fülle, ist dabei klar und geradlinig. Der Duttweiler Kreuzberg Weißburgunder duftet fein nach Jasmin und weißer Blüte, zeigt dezent rauchige Noten und eine herrliche Länge. Die zweite Liebe der Winzerin gilt dem Sekt, und ihr FLUXUS, eine Cuvée aus Chardonnay und Pinot noir, ist eine gelungene Verbindung reifer Noten von Apfel und Brioche mit einer feinen Hefenote, Saft und salziger Struktur.

Dudostr. 17, 67435 Neustadt an der Weinstraße
+49 (0) 6327 5027
weingut-bergdolt.de
Weingut Ansgar Clüsserath
R Q

Eva Clüsserath hält auch ihrer 2023er-Kollektion zielstrebig Kurs auf das fünfte F! Und nach wie vor aktuell die Aufforderung nach Möglichkeit alles zu probieren: Alleine schon die Qualität der Basis dürfte bei anderen Winzern für kollegial neidische Blicke sorgen, der Riesling vom Schiefer gehört für uns einfach zum Inventar! Das gilt auch für den Riesling Steinreich mit seiner perfekt strukturierten Säure und einer fröhlich ungezügelten Energie (trocken kann so, pardon!, sexy sein …!). Und wieder einmal absolut phänomenal die Trittenheimer Apotheke, Eva Clüsseraths GG-Äquivalent, das mit „luftigen“ 11,5 Volumenprozent Alkohol ein Maximum an Schiefermineralität, sinnlicher Frucht und konzentrierter Würze kombiniert. Die Kombination Eva Clüsserath – Trittenheimer Apotheke scheint geradezu naturgegeben und kaum zu übertreffen zu sein, was sich (naturgemäß!) wieder in Kabinett und Spätlese manifestiert: beides einfach traumhaft!

Spielesstr. 4, 54349 Trittenheim
+49 (0) 6507 2290
www.ansgar-cluesserath.de
Weingut Joh. Jos. Christoffel Erben
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Über Steillagen und ihre aufwändige Bewirtschaftung wird hier nicht gejammert, der Traditionsbetrieb mit dem etwas sperrigen Namen macht das seit rund 400 Jahren. Aus den besten Lagen des „roten“ Teils der Mittelmosel kommen Jahr für Jahr großartige Rieslinge, die das Ürziger Weingut zu einem Spitzenbetrieb mit Strahlkraft weit über die Grenzen des Gebietes gemacht haben. Das Angebot ist begrenzt, nur vier Hektar umfasst das Lagenpotenzial des Betriebes. Markenzeichen der Rieslinge ist die elegante Saftigkeit, angereicht mit einer feinen Würze und Mineralität, getragen von einer präzisen Säure. Die 2023er Riesling-Kabinette sind bemerkenswerte Kabinett-Stückchen, kleine aromatische Schmeichler, die voller Dynamik stecken. Das kann man kaum besser machen!

Mönchhof 1, 54539 Ürzig
+49 (0) 6532 93164
www.moenchhof.de
Weingut Karl Haidle
R Q

Das Weingut, das von Moritz Haidle – Winzer, HipHopper, Rapper und Graffiti-Künstler – geleitet wird, hat sich fest in der Spitzengruppe der Region etabliert. Das unterstreicht die aktuelle Kollektion, die sich nicht nur in sich konsistent auf hohem Niveau präsentiert, sondern auch mit einer ganz klaren, eigenen Handschrift, bei der das biologisch und biodynamisch behandelte Terroir eine wesentliche Rolle spielt. Unsere Favoriten sind der fast ein bisschen an Mosel-Style erinnernde Gutswein Ritzling und der Stettener Ortsriesling mit Biss, Phenolik, Dichte und Saft. Das Pulvermächer Riesling GG ist ein großartiger Wein für die Zukunft. Ebenso das exzellente Lemberger Berge GG mit Komplexität, Länge, Festigkeit und Eleganz. Well done, Moritz Haidle!

Hindenburgstr. 21, 71394 Kernen
+49 7151 949110
www.weingut-karl-haidle.de
Weingut Fritz Waßmer
R Q

Weinguide 2023: „Die 2019er Kollektion von Fritz Waßmer hat uns hingerissen, und zwar weiß wie rot. So viel Sauberkeit, Präzision, Eindeutigkeit findet man nicht überall.“ Und ein paar Zeilen Zeilen später steht da „Wir werten auf: 4,5 F!“. Zwei Jahre später: Deja-vu bzw. Deja-bu – nur alles noch überzeugender, weil transzendenter. Es kann kein Zufall sein, dass Weinbau in Kenzingen schon im Jahr 772 urkundlich wurde, dass Kenzinger Weine bis ins 19. Jahrhundert hinein Höchstpreise erzielten. Denn was Fritz Waßmer und Schwiegersohn (und Kellermeister) Armin Ritter hier dem Roten Berg abringen, ist spektakulär. Oder: schlicht Weltklasse. Dabei wird der enorm kirschfruchtig- würzige, herrlich komplexe Spätburgunder aus Kenzingen (Säure, Tannine – alles perfekt) von seinem Pendant aus dem Herbolzheimer Kaiserberg (kühle, in aromatischer Hinsicht fast schon bläulich schimmernde, ätherische Frucht, „sensationelle Länge!“) sogar noch übertroffen. Absolut erhaben auch der Chardonnay aus dieser Lage („ein Monument!“), der alles, was man in einen burgundischen Grand Cru „hineingeheimnissen“ wollte, vollkommen unaufgeregt und wunderbar proportioniert vorweisen kann. Um die Dreifaltigkeit perfekt zu machen: Der Weißburgunder aus dem Kaiserberg ist ebenfalls ein Wunder an Energie, Schmelz, Substanz und Struktur! Noch einmal Burgunder, diesmal in Rot: Die Bombacher Sommerhalde begeistert mit floralen Noten, einem Gespinst feinster Kirschfrucht und seidenweichem Rauch und entwaffnender Eleganz. Das alles und noch viel mehr (insbesondere der Syrah aus dem Achkarrer Schlossberg!) ist uns das fünfte F wert. Bravo!

Lazariterstr. 2, 79189 Bad Krozingen
+49 7633 3965
www.weingutfritzwassmer.de
Weingut Martin Waßmer
R Q

Martin Waßmer ist kein Unbekannter in Baden, auch nicht in Kennerkreisen im Rest des Landes. Seine Weine sind – um es mit einer Metapher zu sagen – Heavy Metal. Die Rede ist von seinen GC-Weinen, betriebsinterne Abkürzung für Grand Cru: die Weißen Burgunder Schlossberg und Castellberg reich und üppig, der Graue Burgunder vom Letten opulent mit einem erfrischenden Hauch von Minze. Straffer und weniger laut ist der Top-Chardonnay vom Castellberg. Aber nicht nur Schweretrinker kommen auf ihre Kosten. Denn Martin Waßmers Weine sind in der Regel gut balanciert. Für die Rotweine gilt das in dem Hitzejahr 2022 allerdings nicht ganz. Der Spätburgunder Ölberg wirkt überladen, der Pinot Noir Maltesergarten etwas behäbig mit Noten von Kirschlikör im Bouquet. Einzig der Pinot Noir Castellberg wartet mit feinem Spiel, geschliffener Frucht und bei aller Fülle mit Frischenoten auf. Er ist mit 85 Euro allerdings auch der teuerste im Sortiment.

Am Sportplatz 3, 79189 Bad Krozingen
+49 (0) 7633 15292
www.weingut-wassmer.de
Sektkellerei Bardong
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Das Prinzip der Wiederholung in seiner schönsten Form! Auch in diesem Jahr gehören die Schaumweine von Norbert Bardong, dem „Magier des Mousseux“, zum Besten, was wir an Sekt verkostet haben! Langes Hefelager, perfekt herausgearbeiteter Lagen- und Jahrgangscharakter, Rebsortentypizität und die (wir zitieren uns selbst) „mit einer traumwandlerischen Sicherheit gehandhabte Dosage“ – Herz, was willst Du mehr? Nach wie vor gilt: alles, aber auch wirklich probieren! Wunderschön das Chardonnay-Doppel aus den Jahrgängen 2019 und 2016 (2015: „schlank, pfeilschnell, schmelzige Fülle, dabei herrlich kristallin“, 2016: „unglaublich lebendig, Umami, zartestes Bitter, sehr lang!“), wie immer eine Bank der nach wie vor (es lebe die Wiederholung!) spektakuläre Erbacher Marcobrunn extra brut 2015. Der Gewürztraminer-Sekt (Honig, Nelke, perfekt dosiertes Hopfenbitter und Rosenblüten) ist noch schöner, der Spätburgunder Assmannshäuser Frankenthal (Frucht, Rauch und Fleisch deluxe) noch komplexer als im Vorjahr. Unglaublich spannend der dunkle, dunkel-aromatische Sekt vom Cabernet Sauvignon: wie prädestiniert für die Wildsaison!

Bahnstraße 7, 65366 Geisenheim
+49 (0) 6722 47136
www.bardong.de
Weingut Bickel-Stumpf
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Durch die Heirat von Reimund Stumpf und Carmen Bickel im Jahr 1976 ist ein Weingut entstanden, das über zwei der prägenden fränkischen Bodenstrukturen verfügt. Entsprechend heißen die Ortsweine aus Thüngersheim Buntsandstein und die aus Frickenhausen Muschelkalk. Der Fokus bei den Ortsweinen und den Großen Gewächsen liegt auf dem Silvaner, dessen unterschiedliche Charaktere Matthias Stumpf präzise herausarbeitet. Ersterer wirkt leicht fruchtig, feingliedrig, harmonisch in der Säure und leicht gelbfleischig; letzterer hingegen präsentiert sich kühler, weißfleischiger, zitrischer und cremig. Ähnlich, aber noch brillanter und komplexer, verhält es sich mit den GGs Rothlauf und Mönchshof aus 2021. Eine Bank ist der elegante und balancierte Fränkische Gemischte Satz Kapellenberg.

Kirchgasse 5, 97252 Frickenhausen am Main
+49 (0) 9331 2847
www.bickel-stumpf.de
Weingut Forstmeister Geltz - Zilliken
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Einfach großartig, welche feinen Rieslinge im aktuellen Jahrgang aus dem renommierten Weingut kommen. Die ganze Kollektion hat Strahlkraft, die Eleganz des Saar-Terroirs trifft auf den Glanz des Rieslings. Trocken ausgebaut, greifen die Rieslinge tief in die aromatische Kiste, touchieren ein wenig die Kühle, und bewegen sich ungeniert schwungvoll in einer umfassenden fruchtigen Komplexität. Das gilt nicht nur für die überzeugenden erfrischenden Rieslinge aus dem aktuellen Jahrgang, auch das Große Gewächse Saarburg Rausch hat erstklassiges Format und zeigt ganz deutlich, dass es bereit ist, noch einige Jahre sein Bestes zu geben. Die Riesling Auslese Goldkapsel ist eine restsüße Offenbarung, die stilistisch an die Tür der Perfektion klopft.

Heckingstr. 20, 54439 Saarburg
+49 (0) 6581 2456
www.zilliken-vdp.de
Griesel & Compagnie
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Grieselstr. 34, 64625 Bensheim
+49 (0) 6251 8696890
www.griesel-sekt.de
Weingut Pfeffingen
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Rund um Ungstein prägen alte Terra Rossa Böden die Weinberge und in seiner Reinform zeigt sich das im besonderen Charakter der Rieslinge. Jan Eymaels heimliche Liebe gilt der Scheurebe, als Ortswein SP duftet sie intensiv nach Holunder, zeigt Minze und Melisse und mit ungewöhnlicher Karamellnase eine individuelle Note. Den größten Anteil in der Kollektion übernimmt der Riesling. Auf den Terra Rossa Böden der Region zeigt er einen sehr eigenständigen Charakter mit roter Frucht und mürber Säure, auffallend klar und mit weicher Textur beispielsweise als Ortswein „Terra Rossa“. Aber auch in der Großen Lage Weilberg dominiert die Bodenformation und prägt den Riesling mit intensiver Säure, Fülle und Druck am Gaumen. Eine spannende, intensive und strukturierte Kollektion, mal komplex und füllig, dann straight und mineralisch, aber immer mit Charakter und Handschrift.

Pfeffingen 2, 67098 Bad Dürkheim
+49 (0) 6322 8607
www.pfeffingen.de

Die FEINSCHMECKER-Bewertungskriterien

Einer der besten Weinproduzenten
Herausragende Weinqualität
Sehr gute Weinqualität
Gute bis sehr gute Weinqualität
Gute Weinqualität
Halber Punkt
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