Olio Award 2023: Alles über die diesjährigen Olivenöl-Oscars
Inhalt
Vierhundert Olivenöle aus zehn Ländern haben wir wieder mit einer internationalen Jury in einem Blindtest verkostet – Öle aus Spanien und Italien, Kroatien und Slowenien, auch aus Marokko, Monaco, Südafrika und Australien. Mitprobiert haben Ölexperten wie die Spanierin Carmen Sánchez-Garcia, der Kroate Goran Mühlstein und die Italiener Matteo Bonoli, Rosario Franco und Carmelo Orlando. Eine Woche lang sitzen wir zusammen, erschnuppern Düfte von Bananenschale und unreifer Tomate, schmecken Artischocke und Basilikum, Chicorée, Chili und reichlich Mandeln, dazu noch viele weitere Aromen. Wundervoll!
Olio Award 2023: Die Jury
Überraschung bei den Gewinnern des Olio Awards
Am Ende dieser ebenso beglückenden wie anstrengenden Woche steht das Finale, in dem wir die 60 besten Öle gegeneinander probieren. Schließlich legen wir die Gewinner fest – noch immer in einer Blindprobe, ohne Namen und Herkunft zu kennen. Die drei besten Plätze in ihren Kategorien (leicht fruchtig, mittel und intensiv) nennen wir mit Fug und Recht die besten Öle der Welt (zu bestellen über der-feinschmecker-shop.de). Langweilig wird es nie, denn es gibt stets Überraschungen. Die Toskana, letztes Jahr noch sehr stark, ist diesmal nicht unter den Besten. Die Sizilianer? Weit abgeschlagen. Dafür gewinnt die Accademia Olearia aus Sardinien einen Olio Award. Und wer hätte gedacht, dass mit Marija Vareško von Dolija (Kroatien) und ihrem Nachbarn Vanja Dujc (Slowenien) gleich zwei Newcomerländer unter den Gewinnern sind?
Die Geschichten, die unsere Preisträger erzählen, zeigen die Vielfalt in der Olivenöl-Welt. Olivenbäume gedeihen schließlich nicht nur im gesamten Mittelmeerraum (auch in der Türkei, in Syrien und in Nordafrika), sondern ebenso in Südafrika, Australien und Kalifornien. Hoffen wir, dass irgendwann einmal ein Produzent aus der Neuen Welt das Siegerpodest erklimmt.
Olio Award: Sieger in der Kategorie "mittelfruchtig"
Wenn Vanja Dujc, unser Preisträger aus Slowenien (erster Platz mittelfruchtig), von seinem Werdegang erzählt, klingen zugleich Politik und Zeitgeschichte mit an. "Meine ersten Olivenbäume habe ich 1984 gepflanzt", sagt er. "Ich hatte in der Zeit Angst, meinen Job zu verlieren, denn mit der Wirtschaft in Jugoslawien ging es rapide bergab. Das geschah auch tatsächlich, und die Oliven retteten mich – wirtschaftlich, sozial und psychologisch! Die Olivenbäume, die vorher in der Gegend gar nicht wuchsen, gaben mir noch viel mehr: so viele schöne Geschichten und vor allem großartige Freundschaften. Sie machten mich glücklich."
Vanja Dujc, Öl Itrana, 0,5 Liter 38 Euro, beim Produzenten erhältlich: vanjadujc@siol.net
Olivenölrevolution in Kroatien
Einhundert Kilometer weiter südlich beackert die Kroatin Marija Vareško acht Hektar Olivenhaine in Vinkuran, auf dem Südzipfel der Halbinsel Istrien. Schon als Kind hat sie ihren Großeltern bei der Olivenernte geholfen, "damals haben wir von Ende November bis Ende Dezember geerntet, und das Öl schmeckte wirklich grauenvoll", erinnert sie sich. Schlimm war auch, dass die Oliven nach der Ernte noch einen Monat schlecht in Säcken gelagert wurden. "Stellt euch vor, wie ranzig das Öl daraus gerochen hat! Von dem Öl habe ich in der Zeit heftige Magenschmerzen bekommen." Nun aber erlebe auch Kroatien seine Olivenölrevolution: Geerntet werde schon im Oktober, gepresst wenige Stunden nach der Ernte in hochmodernen Ölmühlen unter Ausschluss von Sauerstoff. "Der Wettergott war diesmal auf unserer Seite", sagt Marija, "es war sehr heiß und trocken, das hat den Olivenbäumen nicht viel ausgemacht, im Jahr zuvor hat es noch bis zur Blüte der Bäume im April geschneit, eine Katastrophe."
Mit ihrem "Dolija" aus der Olivensorte Buža gewinnt Marija den dritten Platz in der Kategorie leicht fruchtig. "Die Sorte Buža haben wir als Erste Anfang Oktober geerntet, vielleicht ist das Öl deswegen so schön geworden. Ich persönlich mag das Öl aus der Sorte Istarska Bjelica noch lieber, weil es kräftiger schmeckt, das ist für mich Istrien, meine Heimat."
Dolija, Buža, 0,5 l, 24,90 Euro, der-feinschmecker-shop.de
Olio Award: Sieger in der Kategorie "leicht fruchtig"
In den meisten Anbauländern zeigte sich die Olivenernte im Herbst und Winter 2022 als Medaille mit zwei Seiten – einerseits profitieren die Oliven bei der Qualität von trockenem Wetter, andererseits drückt die Trockenheit auf die Erntemenge. Ein neues Problem für die Ölproduzenten sind gestiegene Kosten. Antonio Schiralli, Sieger bei der Kategorie leicht fruchtig, sagt: "Wir haben sehr viel höhere Preise für Transport, Strom und Gas. Da unser Land mit nur 20 Hektar überschaubar groß ist, kommen wir noch klar. Die Qualität unserer Olivensorten Coratina und Ogliarola Barese war diesmal wirklich großartig. Es gab durch den heißen, trockenen Sommer auch keine Probleme mit Schädlingen wie etwa der Olivenfliege. Mit unseren Ölen sind wir sehr zufrieden!"
Schiralli, Crudo Ogliarola, 14,90 Euro, der-feinschmecker-shop.de
Herausforderungen bei der Olivenölernte
Dass ein erfolgreicher Ölproduzent auch in einem sehr traditionsreichen Betrieb sehr modern denken muss, erklärt Antonello Fois, Juniorchef der Accademia Olearia aus Alghero in Sardinien (2. Platz mittelfruchtig). "Meine Familie presst Olivenöl schon seit fast 250 Jahren", sagt Fois. "Die Ernte war für uns nicht allzu einfach, weil der Regen fehlte. Wir mussten dauernd den Zustand der Oliven überprüfen und den richtigen Erntezeitpunkt abpassen. Begonnen haben wir mit der Ernte schon Ende September. Außerdem setzen wir auf neueste Mühlentechnik: Die Oliven werden früh geerntet, wenn sie noch grün sind, und dann so schnell wie möglich bei konstant kühlen Temperaturen gepresst, das Öl wird gefiltert und in Edelstahltanks unter 15 Grad aufbewahrt."
Accademia Olearia, Bosana, 22,90 Euro, der-feinschmecker-shop.de
Die komplette Liste aller diesjährigen Sieger in den Kategorien "intensiv", "mittel" und "leicht fruchtig" finden Sie hier – inklusive Produktlink zum Kaufen der besten Olivenöle 2023.
Olio Award 2023: Das sind die 150 besten Olivenöle der Welt
Olivenöl-Länder, Olivenöl-Ratgeber, Rezepte mit Olivenöl
Wie finde ich ein gutes Olivenöl?
Das Olivenöl sollte so frisch wie möglich sein (MHD noch etwa 18 Monate) und nach Gras und weiteren Früchten duften und schmecken, dazu einen Bitterton und Schärfe zeigen. Zum Geschmack geben die Regionen einen Hinweis: Eher mild schmecken Öle aus Griechenland, Südfrankreich, Nord- und Zentralspanien, Norditalien (Gardasee bis Toskana), Kroatien und Slowenien. Intensiv im Bukett, kräftig bitter und pikant wirken die Öle aus Andalusien (Südspanien), Mittelitalien und Sizilien.