3 Routen für Genießer



Tour 1: Durch Baden nach Frankreich
Von der Metropole Stuttgart ist es nur ein Katzensprung ins Weinland. Terrassierte Steillagen, alte Trockenmauern – die Weinbaustadt Vaihingen ist geprägt von Rebanlagen. Auch vom ehrwürdigen Schloss Kaltenstein, heute ein Christliches Jugenddorf, ziehen sich die Rebstöcke auf kleinen Terrassen ins Städtchen hinunter. Mit dem Rathaus, der Stadtkirche und alten Fachwerkbauten um den Marktplatz bildet das Schloss ein hübsches Ensemble. In die beschauliche Ruhe mischt sich im Sommer Kindergeschrei und Loungemusik, dann nämlich verwandelt sich der Platz rund um den historischen Brunnen bis in den September hinein in einen Beach Club mitten im Ort – inklusive Liegestühlen und Café. Von Stuttgart könnten wir die Route bis Beaune an einem Tag bewältigen, aber wir haben es nicht eilig und planen mehrere genussvolle Pausen ein.
Das „Lamm" im Ortsteil Roßwag ist unsere erste Station. Die Küche von Steffen Ruggaber vereint die klassische französische Küche mit den besten Produkten aus der Region und dem Rest der Welt: Das Eifeler Urlamm kombiniert er mit Kichererbsen, Aubergine und Paprika und würzt es orientalisch. Heimische Erdbeeren in der Saison mit Pistazie und Verbene. Ruggaber hat eine eigene Metzgerei, bei ihm bekommt man daher auch einen wunderbaren Zwiebelrostbraten. An den lauen Sommerabenden in dieser sonnenverwöhnten Region sitzt man auf der schönen Terrasse mit Blick auf die umliegenden Steillagen. Die Weinkarte ist quasi eine Deutschlandreise: 300 Positionen, viele direkt vom Winzer. Gut, dass es 12 klassischmoderne Zimmer gibt.
Wer hier unterwegs ist, sollte natürlich einen Stopp in der „Schwarzwaldstube“ einplanen. Das Spitzenrestaurant wurde nach dem Brand im Januar kürzlich mit einer Interimslösung wieder eröffnet.



- Zander aus Wildfang mit Kalbskopf, Frühlingsmorchel und Zuckererbe („Lamm Rossweg").
- Steffen Ruggaber vom „Lamm Rossweg" serviert heimische Produkte à la francaise.
- Im „Ammolite" in Rust schließt das Menü mit einer Fake-Mandarine, Shiso und der japanischen Yuzu.
Rust ist bekannt für seinen Europapark mit Hyper Coaster, Shows und Wasserwelt, das „ammolite“ mit seiner zeitgemäßen Spitzenküche von Peter Hagen Wiest ist dort der Geheimtipp. Am Abend macht der spektakulär gestaltete Gastraum auf Anhieb Eindruck: Aubergine und Braun werden elegant kontrastiert durch Grau und Silber, im runden Leuchtturmbau haben die Tische viel Platz, sind getrennt durch halb transparente Vorhänge – hier lässt sich die moderne Hochküche ohne Spielereien in Ruhe genießen. Etwa „Black Forest Cuisine“ – mit heimischer Forelle, Kopfsalat und Erbsen, gefolgt von butterweichem Schweinebauch mit Spitzkohl. Beim Menü „Around the World“ würzt Vadouvan ein Ingwer-Karotten-Süppchen, das Poltinger Lamm vom Züchter Franz Riederer von Paar kommt mit Paprika und Polenta. Das zugehörige Resort Bell Rock bietet Zimmer im New-England-Stil mit viel Holz und hellen Farben.
Probierstube

Im modernen Verkostungsraum von Geldermann können Besucher die verschiedenen Qualitäten des Sektproduzenten kennenlernen.
In Freiburg gönnen wir uns in Sascha Weiß „Wolfshöhle“ ein kleines Mittagsmenü (drei Gänge für 38 Euro). Da unser Tagesziel, Vogtsburg und der „Schwarze Adler“, nur ein halbes Stündchen entfernt ist, erkunden wir die Stadt im Herzen des Breisgau mit ihrem 116 Meter hohen Turm und bestaunen im Inneren der Kirche die gut erhaltenen Fenster. Mini-Kanäle, die Freiburger Bächle, durchziehen die Stadt. Nach einem Kaffee auf dem Markplatz fahren wir Richtung Westen und machen noch einen Abstecher zur Geldermann Privatsektkellerei in Breisach, die Führungen durch den Gewölbekeller aus dem 15. Jahrhundert sind beeindruckend. Immer um 14 Uhr geht’s in die 13 Grad kalten Reifekeller – anschließend wird im Rahmen einer Verkostung probiert.
Hier finden sich weitere Inspirationen für Freiburg und die Region.
Unsere Empfehlung aus dem FEINSCHMECKER-Shop
Aushängeschild

Der „Schwarze Adler" ist ein Garant für klassische Hochküche, inspiriert vom französischen Nachbarn.
Das Markgräfler Land mit seinen sanften Hügeln, wegen seiner vielen Sonnenstunden gern als „Toskana Deutschlands“ bezeichnet, zeigt sich in seiner ganzen Anmut: Sanfte Hügel bieten optimale Bedingungen für den Wein, viele Spitzenbetriebe sind hier verwurzelt. Dazu gehört auch der „Schwarze Adler“ des umtriebigen Patrons Fritz Keller – neuerdings auch DFB Präsident. Sein Restaurant hat Kultstatus, ein Sehnsuchtsort für alle, die klassische badisch-französische Küche lieben. Wir bestellen zum Auftakt die Gänseleberterrine mit Feigenconfit, Schwarzen Nüssen und Brioche – comme il faut. Und den im Norden der Republik seltenen Genuss von Kutteln in Weißburgunder lassen wir uns hier natürlich auch nicht entgehen. Beides wird außerhalb des Menüs angeboten, sodass wir aus diesem dann nur noch das Dessert ordern. Ein Grund, bald wieder bei Fritz Keller einzukehren.
Beschwingt Frankophil gestimmt, geht es über die Grenze in die Franche-Comté nach Belfort. Hier ist die mächtige Festungsanlage von Vauban gut erhalten, sie hielt im Deutsch-Französischen Krieg der Belagerung stand, die Stadt wurde nicht dem Deutschen Reich zugeschlagen. An den Triumph des Widerstands erinnert der monumentale steinerne Löwe, das Wahrzeichen der Stadt. Der 360-Grad-Blick über Belfort von der Panoramaterrasse ist eindrucksvoll.
Unser nächstes Ziel ist „Le Pot d’Etain“ von Florence und Philippe Zeiger im Örtchen Danjoutin. Das junge Paar hat sein Restaurant vor Kurzem renoviert, jetzt hat es einen coolen, modernen Touch. Passend zur Küche von Philippe, die er augenzwinkernd als „aussi beau que bon“ charakterisiert. Genauso schön wie gut – das ist auch unser Eindruck beim Menü, bei dem Top-Produkte zeitgemäß präsentiert werden: Tatar von Gambas mit Bisque, getoppt von Kaviar, karamellisiertes Kalbsbries zu Pfifferlingen und einer Sauce mit Vin jaune, dem hiesigen Süßwein. Durch den kleinen Ort fließt der Savoureuse – passt irgendwie.
Zeitgemäß inszeniert

...und trotzdem gemütlich sind die Zimmer im La Chaumière in Dole. Das Hotel bietet mit großem Garten, beheizter Terrasse und Pool modernen Komfort.
Nach anderthalb Stunden erreichen wir Dole im Jura, das Hotel La Chaumière mit Park und Pool im Grünen ist eine wunderbare Adresse, um mehr als eine Nacht zu bleiben. Abends bittet Joël Cesari zu Tisch, wir nehmen Platz auf auberginefarbenen Sesseln vor grauen Steinwänden. Das Menü ist hochwertig, die Karte bisweilen humorvoll formuliert: „Filets de Perche du Leman à se lecher les Doigts“, Felchen aus dem Genfer See zum Fingerablecken. Danach Taube mit Mangold und Trüffeln. Rindfleisch kommt von Züchtern aus der Region.
Dole selbst besticht durch elegante Stadthäuser und das pittoreske Gerberviertel mit dem durchfließenden Doubs. Das Geburtshaus von Louis Pasteur wurde zum Museum umgewidmet, seine Entdeckungen sind heute noch aktuell, etwa das Pasteurisieren.
Im Zentrum von Beaune heißt uns die Hostellerie Cèdre willkommen – mit stilvollen Zimmern, Lounge, Spa und einer klassischen Küche. Der prächtige Restaurantsaal ist der passende Rahmen für die Menüs des jungen Chefkochs Jordan Billan. Die Foie gras im „Menu Création“ hat mit Roter Bete, Rhabarber und Honigkuchen fulminante Begleiter. Bei schönem Wetter ist die Terrasse angenehm und das „Menu Equi libre“ etwa mit Käseravioli, Zwiebelsud und Arganöl ein geschmackvolles Vergnügen.
Die berühmten Hospices in Beaune gehören zum Pflichtprogramm – in dem einstigen Krankenhaus werden jährlich die besten Burgunder des Hospices versteigert, das sich damit finanziert. Ein Teil des Gebäudes ist Museum, ein weiterer wird als Seniorenheim genutzt. Wein ist in Beaune das zentrale kulinarische Thema, hier ist allerdings mit der Moutarderie Fallot auch einer der besten Senfmacher Frankreichs ansässig. Besichtigen, verkosten, kaufen!
Die moderne Bar La Superb mit kleinen, feinen Gerichten ist ein empfehlenswerter Stopp für eine Pause während des Bummels.



- Im Zetrum von Beaune ist das Hotel Cèdre mit seinen großzügigen Außenanlagen eine schöne Adresse, um nach dem Stadtbesuch zur Ruhe zu kommen.
- Das Frühstück wird bei gutem Wetter im Garten serviert.
- Olivier Streiff kombiniert Kaninchenrücken, mit Fenchel, Senf und Zitrusfrüchten im „Relais de Saulx".
Kultiviert seinen eigenen Stil:

Olivier Streiff vom „Relais de Saulx".
Modern und schick ist auch das „Relais de Saulx“. Küchenchef Olivier Streiff vergleicht die Komposition eines Gerichts mit der eines Musikstücks. Seine Gerichte sind spannungsreich, etwa pochiertes Ei mit Süßkartoffelcreme und Mousse von Kaffee und Speck oder Ente mit Blumenkohl, Arganöl, Karottenperlen und Kamille. Auch das Ambiente in der ehemaligen Poststation ist stimmig – Natursteinwände, Holztische und die Speisenkarte auf einer Tafel.
Gut, dass wir hier einige Tage mehr ein geplant haben ...
Text: Sabine Michaelis
Besuchte Restaurants
Konzept: Ländliches Feinschmeckerrestaurant mit Menükonzepten Überraschungsmenü (Mi/Do), 5-6-Gang-Gourmet Menü (Fr/Sa), Mittagsmenü (nur Do, Sa) und 6-Gang-Gemüsemenü (€ 98) auf Vorbestellung. Küchenstil: Steffen Ruggabers überaus klug durchdachte und von geradezu tänzerischem Spiel geprägte Küche ist im beschaulichen Weinort Roßwag eine echte Überraschung. Pointiert, stets auch mit feinherben Elementen balanciert und niemals überladen kommen seine Gerichte auf den Tisch. Egal ob bei gebeizter Fjordforelle mit Gurke, Passionsfrucht, Kopfsalat und Dill, der Jakobsmuschel mit Sellerie, Pfirsich, Vanille und Pfifferlingen oder dem glasierten Kalbsherzbries mit Spitzkraut, Karotten, Zitrone, Pistazien und Schwarzkümmel – stets ist bei Ruggaber mindestens ein Element integriert, das auf angenehme Weise für beschwingte Frische in seinen Kreation sorgt. Wein: Große Weinauswahl, aber ganz bewusst ausschließlich von besten deutschen Winzern. Atmosphäre: Behutsam moderne gestaltetes Interieur im alten Fachwerkgemäuer. „Danke, dass wir heute Ihre Gastgeber sein dürfen!“ steht hier auf der Speisekarte – diesen Geist spürt man auch beim herzlichen Service. Fazit: Stimmiges Genusserlebnis, das einfach Spaß macht.
Konzept: Mit seinem eigenen Restaurant erfolgte Anfang 2022 das langersehnte Comeback von Martin Fauster nach vielen Jahren im Münchner Königshof. Küchenstil: Wie gewohnt setzt der gebürtige Steirer auf eine handwerkliche Wohlgeschmacksküche rund um sehr gute und saisonale Zutaten. Leichte Elemente aus der Gasthausküche deuten Gerichte wie steirisches Backhendl mit Kartoffel-Radieschen-Salat oder die geschmacksintensive Basis aus lauwarmen Kalbskopfscheiben und glasiertem Bries an, worauf Alba-Trüffel zum luxuriösen Einsatz kommt. Ein Pfund mit dem Fauster ohnehin wuchern kann, sind seine Saucen. Dann setzt er zu Brust und Keule von Bresse-Taube die mexikanische Gewürzmischung Mole ein, oder man schwelgt beim Wolfsbarsch mit Bouchotmuscheln und kleinen Artischocken im Bouillabaissefond-Himmel. Wein: Umfangreiche Karte mit deutsch-französischen Europa-Schwerpunkt, mit gereiften Weinen und Jahrgangstiefe. Atmosphäre: Gemütlich und elegant ist das großzügig geschnittene Edel-Gasthaus. Neben geschmackvoller Kunst sorgt eine Fisch-Skulptur von Hans Haas für Farbakzente in wohlig-holzigem Interieur in der pittoresken Freiburger Altstadt. Fazit: Schwelgerischer Genuss mit Anspruch in elegant-lockerem Rahmen und stilvoll-professioneller Gastlichkeit.
Konzept: Die Traditionsadresse im Kaiserstuhl, zu der seit Jahrzehnten die Feinschmecker pilgern, halten Patron Fritz Keller und Chefkoch Christian Baur nun schon seit einigen Jahren auf Kurs. Die gelungene Fusion aus badischer und klassisch französischer Hochküche präsentiert er à la carte und in einem Menü mit fünf Gängen (€ 145). Küchenstil: Moderne Interpretationen haben durchaus Platz gefunden auf der Karte, etwa gegrillter Adlerfisch im Baumtomatensud oder Felsen-Oktopus mit Aubergine und Paprika. Begehrt sind aber auch weiterhin die leicht gewandelten Lieblingsgerichte der Stammkunden: „Unsere Gänseleber-Terrine“ mit Kornellkirsche, Froschschenkel in Knoblauch-Petersilien-Butter mit Ingwer und natürlich getrüffelte Poularde in der Meersalzkruste (für 2-4 Personen ab € 140). Vegetarisch darf’s auch sein: Ravioli von Pecorino dolce mit Butternusskürbis. Wein: Phänomenal ist das Weinangebot mit mehr als 4000 Weinen aus den wichtigsten Anbaugebieten der Welt. Darunter auch die Abfüllungen vom eigenen Weingut Schwarzer Adler und eine Bordeaux-Auswahl mit Jahrgangstiefe. Atmosphäre: Klassische Eleganz bestimmt das französisch durchwirkte Ambiente in den gemütlichen Stuben mit tadelloser Tischkultur und ausgezeichnetem Service. Fazit: Klassisch-stilvolle Genusskultur mit Anspruch – ein Ort zum Schwelgen und Wohlfühlen.
Tour 2: Von Düsseldorf über Nimwegen nach Cadzand an die Nordsee
Emile van der Staak, Chefkoch des „De Nieuwe Winkel“, geht in die Hocke, zupft einen Trieb vom Sichuanpfeffer und hält ihn breit grinsend vor sein Gesicht: „Hier ist jeden Tag eine andere Saison.“ Hier, das ist 20 Kilometer von Nimwegen entfernt, mitten in einem 2,5 Hektar großen Wald, der als Food Forest angelegt wurde. Die meisten Zutaten bezieht der hoch gewachsene Koch aus diesem Areal. Doch bevor wir diese außergewöhnliche Küche erleben, beginnt unsere Reise 114 km weiter südlich.
Mit dem Auto geht es von Düsseldorf über Roermond, Venlo, Nimwegen, Oosterhout nach Cadzand an die Nordsee. Das „Berens am Kai“ von Holger Berens ist eine der wenigen guten Adressen, in denen man noch mittags einkehren kann. Eine gute Basis für unsere Tour!
Schon kurz hinter der deutschniederländischen Grenze befindet sich mit Roermond der erste Stopp. Die Stadt ist weithin bekannt für ihr Outlet Center und hat doch so viel mehr zu bieten. Zum Beispiel das Restaurant „Sabero“. Unauffällig steht das Eckhaus an einer vierspurigen Straße, die direkt zum Shopping-Paradies führt. Hier betreiben Nico und Sonja Boreas ihr Restaurant mit viel Herzlichkeit und überraschenden Gerichten. Aus der offenen Küche kommen BBQ-Auster mit Kohlrabi, Ponzu und Miso oder Nordseekrabben mit Spargel, Ingwer und Yuzu. Regionale Produkte, perfekt zubereitet, werden mit vielfältigen Aromen aus den Küchen dieser Welt zu einem besonderen Erlebnis. Ein fulminanter Beginn.



- Im „Sabero" servieren Sonja und Nico Boreas überraschende Gerichte voller Ideen und mit asiatischen Einflüssen.
- Aal mit Roter Bete, Wasabi, Ponzu und Apfel.
- Im lichten Restaurant trifft rohes Mauerwerk auf modernes Interieur.
Das „Valuas" ...

... in Venlo liegt direkt an der Maas und bietet komfortable Zimmer sowie zwei Restaurants: die Brasserie „La Vie" und das Gourmetrestaurant „Valuas", das etwa mit Foie gras, Kaki, Kürbis und Totentrompeten verführt.
Parallel zur Grenze geht es ein Stück nach Norden. In Venlo leitet Eric Swaghoven, das Restaurant „Valuas“ und die Brasserie „La Vie“, das Wohnzimmer des Hauses. Schwere Sessel, ein Teppich, in dem jeder Tritt versinkt und eine breite Fensterfront schaffen Wohlfühlatmosphäre. Die Maas fließt gemächlich an der Terrasse vorbei, der freie Blick auf den Fluss ist bei Sonnenschein die beste Wahl. Mittags bietet das À-la-carte-Menü eine breite Auswahl an klassischen Gerichten, darunter auch das niederländische Nationalgericht: Bitterballen – Fleischkroketten. Aber die Version von Chef Swaghoven hat mit den berüchtigten Bällchen zum Bier so viel zu tun wie die Arktis mit Äpfeln. Die Kruste kracht, und die Füllung aus Rindfleischragout ergießt sich herrlich geschmackvoll auf den Teller.
Nach dem heißen Start braucht es eine Abkühlung. Die liefert ein Krabbencocktail. Holländische Nordseekrabben werden mit klein geschnittenen Salatherzen serviert. Die Sauce kommt als aufgeschlagene Mousse auf die Krabben. Knackiger Salat, cremige Cayenneschärfe und die hausgemachte Brioche sorgen für gute Stimmung. Dank je wel.
Nimwegen, die älteste Stadt der Niederlande, ist erstaunlich jung geblieben. Zwischen alten Gebäuden tummeln sich Studenten, umgeben von unzähligen Fahrrädern, die über die allgegenwärtigen Radwege rollen. Das Auto bleibt hier stehen.
Zum Beispiel auf dem Parkplatz des Guesthouse Vertoef. Das Hotel am Rand der Innenstadt war früher ein Bürogebäude und sieht auch so aus: grau und groß. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird überrascht. Die Zimmer sind hell, moderne Holzmöbel und Tapeten offenbaren nichts mehr vom ehemaligen Bürobetrieb. Statt Akten gibt es schöne Ausblicke, Kühlschrank so wie Mikrowelle sind ebenfalls vorhanden.
Vor dem Abendessen geht es durch den nahe gelegenen Kronburgerpark mit dem gut erhaltenen, fast 30 Meter hohen Turm der Stadtmauer am Wasser vom alten Stadtgraben. In seinem Schatten schnattern Enten. Die Lange Hezelstraat hinter dem Park führt vorbei an alten Giebelhäusern, modernen Cafés und kleinen Geschäften. Überall gibt es hier etwas zu entdecken.
Zum Restaurant „De Nieuwe Winkel“ biegt man von der schnurgeraden Fußgängerzone in verwinkelte Gassen, die man hier nicht erwartet hätte. Es ist augenblicklich ruhig. Das Restaurant liegt im Souterrain eines alten Waisenhauses aus dem Jahr 1642: Rohes Mauerwerk, skandinavisches Interieur und eine offene Küche sind einladend und modern.
Die Küche von Emile van der Staak ist stark von der New Nordic Cuisine beeinflusst. „2014 war ich im ,Noma‘, und mir wurde bewusst, was in der Küche möglich ist“, erzählt van der Staak. Das Menü mit vegetarischem Schwerpunkt profitiert von den über 350 Arten des Food Forest, darunter Bambus oder japanischer Ingwer. Der Chefkoch sammelt morgens das, was gerade am besten schmeckt, und serviert es abends. Wouter van Eck, initiierte das Projekt 2009, er weiß genau, wo und wann man etwas findet.
Naturweine und hausgemachte Säfte ergänzen die Küche, die vor Frische strotzt. Sechs Minuten zuvor bereiteter Schafsmilchquark, Brennnesselemulsion mit Kräuteröl und Wildkräutern erfrischen. Ein 2018er Burja aus Slowenien bringt florale Noten ins Glas und verstärkt die Aromen. Unter einer dünnen Scheibe Enteneigelb verbergen sich Wildspargel, Mandelöl und Lindenemulsion. Der geriebene Spargel gleicht einem saftigen Tatar, mildnussiges Öl umhüllt die kleinen Stücke, Eigelb steuert Cremigkeit bei. Dazu fermentierter Gurkensaft mit Molke, der so intensiv nach Gurke schmeckt, wie es dem Gemüse selbst nicht möglich wäre.
Als Dessert eine Schokoladenmousse, die keine ist, weil sie auf Gerste basiert. Diese wird mit Koji fermentiert, geröstet und mit Sahne zu einer Mousse verarbeitet, die an Milchschokolade erinnert. Dazu wilde Kirschen und Sahne, die mit Kirschkernen aromatisiert wurde. Brillant!



Im „Zout & Citroen"

Hummer aus der Oosterschelde mit Wolfsbarsch, Karotte und Crème brûlée von einer hummerbisque.
Nach Westen geht es auf die A59, eine gute Stunde später fährt man auf einen imposanten Innenhof. Links Schloss Brakestein, rechts das alte Kutscherhaus, in dem das Restaurant „Zout & Citroen“ (auf Deutsch: Salz und Zitrone) liegt. Massive Deckenbalken im Inneren zeugen vom Alter des Hauses aus dem 19. Jahrhundert. An der großen Bar vorbei geht es in den hellen Anbau mit Blick auf den traumhaften Garten. Das Restaurant ist von Stadt und Schlosspark umgeben, man sitzt im Grünen.
Bram Helleman und seine Frau Patricia haben hier ein echtes Schmuckstück erschaffen, und auch die Küche kann da mithalten. „Auf dem Teller bin ich ruhiger als zu meinen Anfangszeiten, jetzt ist das Produkt im Fokus, aber überraschend würze ich immer noch“, sagt Bram über seine Küche. Beim Steak tartare sind das geräucherte Eigelb und der gepuffte Dinkel die Details, die Hellemans Küche besonders machen. Der grüne Apfel zum Wolfsbarsch auf Schalentiermousseline gibt Säure zur vollmundigen Sauce und verleiht eine unerwartete Saftigkeit. Zu trinken gibt’s kaltes Ingwerbier mit Earl-Grey-Tee und abgeriebener Schale von der Kaffirlimette – genau das Richtige für die letzten Kilometer.
Die Nordsee gibt die Karte vor.

Küchenchef Laurent Smallegange vom „Spetters" in Breskens setzt auf lokalen Fisch und Meeresfrüchte. Hier inspiziert er Algen, die auf den Pfählen in der Nordsee wachsen.
Dem Ziel entgegen: Cadzand. Der kleine Ort mit etwas über 700 Einwohnern wirkt verträumt, ist aber eine Berühmtheit, seit in Cadzand-Bad sein Genuss-Imperium gründete. Blumen hängen an den Straßenlaternen, die flachen Häuser stehen dicht an dicht, selten rattert ein Auto übers Kopfsteinpflaster. Das Boutiquehotel UMA bietet fünf Zimmer, alle in dividuell von den Inhabern Mariza und Jacques gestaltet. Die Küste ist schnell erreicht. Dort stimmen Sandstrand und Nordseebrise auf das Abendessen am Wasser ein.
Nur 15 Kilometer entfernt liegt das Hafenstädtchen Breskens, wo Laurent Smalegange seit 2011 das „Spetters“ führt. Die Lage an der Küste bestimmt die Küche, und während der Blick noch über die Westerschelde streift, werden Mondvermaakjes, Amuse-Gueules, und dann die Hauptgerichte serviert: Knurrhahn in Escabeche mit grünem Spargel, Herzmuscheln und Chili bringen Salz, Säure und Schärfe in schöne Balance. Die Spannung findet auf dem Teller statt, Flaute herrscht im Hafen. Den Wolfsbarsch mit Strandkrabbensauce, Tintenfisch und Fideuà (Fadennudeln) genießt man bis zum letzten Tropfen Sauce. Zum Schluss eine Variation von Himbeeren und Verbene – erfrischend wie ein Sprung ins Meer.
Text: Julius Schneider
Besuchte Restaurants
Holger Berens hat das Restaurant „Am Kai“ lange Jahre als Küchenchef auf Sterne-Niveau geführt. Aktuell erlebt die Lokation als „amKai“ eine Neuausrichtung im Brasserie-Stil: „Französisch frisch, einfach und lecker“ – so lautet das Motto. Holger Berens bleibt der Kopf der Küche im Hintergrund, widmet sich zukünftig jedoch auch neuen Projekten außerhalb der eigenen Küche.
Innovative Küche auf hohem Niveau mit asiatischen Einflüssen – einfallsreich und unerwartet.
Wir sagen Danke!

Hans Haas für 29 Jahre Spitzenküche im „Tantris". Schön war´s. Ach was, wunderbar!
Tour 3: Durchs Chiemgau ins Salzburger Land
Diese Reise beginnt mit einem Ende. Hans Haas, der in fast 30 Jahren das „Deutsche Küchenwunder“ mitgeprägt hat, hört im Dezember 2020 auf. Wir besuchen noch einmal das „Tantris“ unter seiner Regie und nehmen von dort Haas’ Heimat Österreich ins Visier. Noch einmal lauwarmen Lachs mit Lauchpüree, brauner Butter und Imperial Kaviar genießen, jeden Bissen vom Kalbskopf in Ciabatta zelebrieren und mit dem Seeteufel mit kräftigem Paprika-Chorizo-Sud in der Haas’schen Opulenz schwelgen. Ikonische Gerichte eines legendären Kochs. 2021 wird es unter neuer Leitung weitergehen. Wenn man schon mal in München ist, sollte man übrigens (unbedingt rechtzeitig) immer auch einen Besuch bei Jan Hartwig in seinem „Atelier“ im Hotel Bayerischer Hof einplanen – einer der ganz Großen der neuen Generation!
Richtung Süden, über die A8 geht es jetzt aber endlich Richtung Österreich. Vor der Grenze liegt mit Heinz Winklers „Residenz“ noch eine Ikone auf dem Weg, die Steffen Mezger in der Küche erfolgreich in die Zukunft führt. Spätestens jetzt haben wir das Ziel im Visier: Für die Fahrt nach Zell am See planen wir drei Tage und drei Stationen: Golling, Werfen und Leogang.
Durch die türkisgrüne Salzach, einen Zufluss des Inns, geht es nach Golling. Durch den Ort am Fuß der Berchtesgadener Alpen rollt man bis zum Haus der Döllerers, die knallroten Fensterläden sind nicht zu übersehen. 1909 übernahmen Alois und Elise Döllerer den „Großgasthof zum goldenen Stern – Fleischhauerei und Selcherei“. 111 Jahre später haben ihre Nachfahren eine kleine Genusswelt mit Weinhandel, Restaurant und Hotel erschaffen.
Andreas Döllerer ist Küchenchef und Erfinder der „Alpine Cuisine“: Bayerische Garnele (aus deutscher Zucht) kombiniert er mit Zirben-Ingwer-Öl und Zirben-Aioli. Frische Ingwerschärfe und die leichte Harzigkeit des Kieferngewächses passen überraschend gut. Die gegrillte Bluntauforelle serviert er mit Blaubeere und Bergwacholderpesto, der rauchig-milde Fisch profitiert von dem kräftigen Pesto, die Beeren sorgen für süßsaure Spitzen. Döllerer weiß auch zu unterhalten.
Das Hotel im selben Haus bietet hochwertige und modern eingerichtete Zimmer. Wer möchte, bucht eines mit Balkon.



- Sensationelle Gerichte erwarten den Gast auch in „Döllerers Genießer Restaurant", ...
- ...etwa „Alpine Jakobsmuschel" mit Ochsenmark-Mayonnaise und Spitzkohl.
- Das „Obauer" in Werfen macht seit über 40 Jahren regionale Küche auf besondere Weie erlebbar und liegt in malerischer Umgebung.
Die Fahrt von Golling nach Werfen könnte gern länger sein: Von Bergen umgeben, führt sie vor imposantem Panorama über die Tauernautobahn in nur 15 Minuten zum Restaurant „Obauer“. Dort führen mit Karl und Rudolf Obauer zwei echte Handwerker Regie. Seit über 40 Jahren bieten sie eine ungewöhnliche Regionalküche, raffiniert zubereitet. Auch das 1979 gegründete familieneigene Hotel ist auf der Höhe der Zeit: Helle Räume und eine großflächige Terrasse wären auch für einen längeren Aufenthalt eine gute Wahl, für einen Zwischenstopp erst recht.
Forellenstrudel mit Veltlinersauce und Champignonpüree repräsentieren die Küche der Obauers aufs Schönste. Allerbeste Produktqualität, perfekt zubereitet und harmonisch, ebenso das Werfener Lamm mit Sauerrahmrettich und Brennnesselnockerl. Der Almrausch Erdbeertonic ohne Alkohol schmeckt, wie der Name vermuten lässt: belebend und lebendig.



- Im Hotel mama thresl gibt es mehr Sportangebote als Bars, aber eine reicht auch – vot allem, wenn sie so spektakulär ist.
- Im Naturhotel Forsthofgut kann man sich nicht nur im Wellnessbereich erholen. Wer möchte, hat einen Platz am Wasser – Daybed inklusive.
- Küchenchef Michael Helfrich kocht vor den Augen der Gäste im Restaurant „Echt. Gut. Essen.".
Auf dem Weg nach Leogang iegt das „Verwöhnhotel Sonnhof“. Hier führt Vitus Winkler das Restaurant „Vitus Cooking“ mit seiner unkonventionellen Heimatküche. Er wird unser „“ in der Novemberausgabe 2020. Hier lässt sich wunderbar ein weiterer Zwischenstopp einplanen, wenn mehr Zeit ist.
Über die Bundesstraße 164 geht es zum Hotel mama thresl, vorbei an weiten grünen Wiesen und kleinen Almhütten, die Berge als stetes Panorama. Das Hotel steht direkt an der Straße und ist ein Mix aus Moderne und Tradition. An Holz und Glas wurde nicht gespart. Die Zimmer, egal welcher Klasse, stehen unter dem Motto „woodenstyle“. Die Wände sind komplett mit Zirbenholz ausgekleidet, was die Räume hell macht und ihnen Wärme verleiht. Der Stil ist zünftig-modern, angesprochen werden erholungsbedürftige Städter: „urban soul meets the alps“.
Die Bergluft macht Appetit, da ist es gut, dass der Weg zum Abendessen nicht weit ist. Kurz über die Straße, ein paar Meter weiter, und schon sieht man das Naturhotel Forsthofgut. Die Außenwände mit Holz verkleidet, fügt sich der imposante Häuserkomplex natürlich in die Landschaft ein. Im Restaurant „Echt. Gut Essen.“ steht die offene Küche im Zentrum, die Wände sind großzügig mit Metall beschlagen.
Die Roulade vom Junglauch mit Morcheln ist ein wunderbar geschmackvolles Gericht, ebenso die Milchlammschulter mit Zwiebelconfit und nordafrikanischen Gewürzen. Küchenchef Michael Helfrich verbindet bestes Handwerk mit modernen Akzenten. Als Absacker gibt’s einen kurzen Spaziergang in klarer Alpenluft zum Hotel mama thresl.
Bouillabaisse ist nicht typisch

für die Region, aber für das Restaurant „Ess:enz": Klassik, modern zubereitet in der offenen Küche.
Neuer Tag, neues Restaurant. Leogang hat sich mittlerweile zu einem Ort für Genießer entwickelt. Das „Ess:enz“, das zum Naturresort Puradies gehört, ist ebenfalls fußläufig erreichbar. Der neue Küchenchef Nenad Pancic verbindet eine klassische Basis mit regionalen Zutaten, die meisten vom eigenen Biobauernhof. Die hausgemachte Pasta sollte man probieren. Die Leoganger Lachsforelle kommt mit Krenschaum und Risotto, zart die Forelle, schlotzig der Risotto, frischer Knack kommt von glasierten Radieschen. Topfenauflauf als schöner Abschluss. Es folgt – die letzte Etappe.

Der erste Eindruck vom Zeller See: wunderschön – und winzig. Klares Wasser, spiegelglatte Oberfläche, umringt von den Alpen. So verlockend, dass man anhalten und hineinspringen möchte. Wie gut, dass das Landhotel Erlhof über einen eigenen Zugang zum See verfügt. Die Zimmer sind großzügig geschnitten, die neuen (moderneren) Panoramazimmer bieten freien Blick auf die umliegende Berg und Seenlandschaft.
Familie Brüggler betreibt neben dem Hotel auch ein Restaurant, in dem Vater Jürgen mit Tochter Sonja die Küche leitet. Zum marinierten Züngerl mit Kräutervinaigrette gibt es herrlich frischen Salat. Auch beim nächsten Gericht stehen Innereien im Mittelpunkt: Scheiben vom Rindslungenbraten mit Fisolen (Bohnen) und gebratene Kartoffelnudeln sind deftig, aber fein abgeschmeckt, Zwiebelmarmelade steuert eine milde Süße bei. Als süßer Abschluss lockt eine Marillentarte mit Zimtschaum und Topfen-Rum-Eis. Der wolkenlose Sternenhimmel vor dem Panoramafenster ist atemberaubend.
Im Restaurant „Seensucht"

fällt der Blick auf den Zeller See dazu eine Salzburger Küche mit mediterranen Einflüssen. Crossover mal anders.
Der Vormittag gehört dem Zeller See, das Wasser ist herrlich und wunderbar erfrischend. Danach geht es zur letzten Station, dem Restaurant „Seensucht“, einen kurzen Spaziergang vom Hotel entfernt. Der Name weist auf die Uferlage hin, vor dem Essen nehmen wir einen Aperitif auf der Lounge-Terrasse „See La Vie“ direkt am Wasser. Im Restaurant geben bodentiefe Fenster den Blick auf den See frei.
Chefkoch Michael Schnell serviert eine Crossover-Küche aus dem Salzburger Land mit mediterranen Einflüssen. Gebratener Rehrücken und sous vide gegarte Keule werden mit Hagebutte, Mohn und Kohlrabi serviert: alles bestens auf den Punkt und mit Kurkuma abgeschmeckt. Gegrillter Zander mit Balsamico und Roter Bete schmeckt saftig, Sauerrahm und Roseval-Kartoffel steuern eine schöne Cremigkeit bei. Die soufflierte Waffel mit weißer Schokolade und Tonkabohne ist ein opulenter Abschluss.
Beim Digestif auf der Terrasse die entscheidende Frage: Welche Pausen planen wir für die Rückreise? Um es mit Goethe zu sagen: Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.
Text: Julius Schneider
Besuchte Hotels und Restaurants
Konzept: Die Restaurant-Ikone setzt heute auf zeitgemäße französische Küche mit höchstem kulinarischem Anspruch; mittags (4/6 Gänge) und abends (6/8 Gänge) in unterschiedlichen Menüs. Küchenstil: Seine bei Troisgros geprägte Handschrift entwickelt Benjamin Chmura konsequent weiter. Der Fokus liegt auf exzellenter Produktqualität und Geschmackstiefe, die Teller sind angenehm fokussiert und schnörkelfrei. Ein herrlich vollmundiger Start: pochierte Entenleberterrine mit Topinambur und Feigen, eingerahmt in Spekulatius. Dann vielleicht Sepia, gefüllt mit Pulpo und mediterranem Gemüse, Gremolata schenkt Frische und Kräutrigkeit. Oder eine Edelversion der gefüllten Paprika, mit Kalbskopf und -bries, serviert in Tomaten-Paprika-Essenz? Große Kochkunst Chmuras Lamm, in Joghurt mit marokkanischen Gewürzen zu großer Zartheit mariniert, begleitet von Paprika, Couscous, tiefgründiger Lammjus und à part der gezupften Lammschulter. Highlights auch Maxime Rebmanns inspirierte und nie zu süße Desserts, allen voran die bildschöne Blume aus Walnusseis, in Gewürzsud eingekochten Zwetschgen und knusprigen „Blütenblättern“. Wein: Eindrucksvolle Weinbibel mit 2500 Positionen, viel Jahrgangstiefe und Frankreich-Schwerpunkt; glasweise ausgeschenkte Premium-Weine. Atmosphäre: Das legendäre hummerrote Seventies-Ambiente (unter Denkmalschutz) setzt den Ton, man nimmt in bequemen Sesseln an runden Tischen Platz; im Service viele junge Gesichter. Fazit: Große zeitgemäße Kochkunst trifft auf spektakuläres Ambiente.
Konzept: Im Spitzenhotel Bayerischer Hof findet sich das Gourmetrestaurant, in dem ein Menü mit fünf bis sieben Gängen (€ 210-265) sowie die vegetarische Variante (€ 180-210) angeboten wird. Küchenstil: Die französische Haute Cuisine zieht sich durch das Menü, wird aber von Küchenchef Anton Gschwendtner gerne mit asiatischen Aromen zeitgemäß erweitert. Etwa bei der irischen Auster mit Kaviari Kristal Kaviar, Lauch aus dem Salzteig und Miso Beurre Blanc oder der Challans Ente mit Maitake, Zwiebel und schwarzem Reisessig. Auch im vegetarischen Menü findet sich diese Stilistik bei den Gnocchi à la Parisienne mit Rote Beete, grüner Shiso-Vinaigrette und Dashi oder beim cremigen Koshihikari Reis mit Maitake und schwarzem Reisessig. Sehr puristisch-elegant und auf die Top Produkte reduziert. Wein: Die große Weinkarte beinhaltet 300 Positionen, der Großteil kommt aus Deutschland und Europa. Atmosphäre: Ungewöhnlicher Raum in dunklen Farben, in dem durch geschickte Beleuchtung ein warmes Ambiente geschaffen wird. Fazit: Hochkarätige Küche in elegantem Ambiente.
Im Oktober 2022 ist der Ausnahmekoch Heinz Winkler, der die deutsche Gourmetszene viele Jahre maßgeblich prägte, verstorben. Neben vielen kulinarischen Auszeichnungen, die er erhielt, wurde ihm 2001 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Bis zuletzt stand der Unermüdliche selbst in der Küche seines Restaurants am Herd. Wie und mit wem die Residenz weitermachen wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.