Wohnen beim Winzer: Die schönsten Hotels in der Provence





Wohnen beim Winzer: Die schönsten Hotels in der Provence
Kleinod mit Charme: Château de Berne bei Lorgues
DIE SCHMALE STRASSE schlängelt sich durch Wald und Weinberge, wunderschöne Ausblicke allenthalben. Zypressen, Steineichen und Schirmpinien säumen den Weg. Eingebettet in fast 700 Hektar purer Natur, stehen das Weingut und das luxuriöse Hotel, idyllisch und genauso, wie man es sich von der Provence erträumt: ein altes Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, umgeben von Weinbergen, kleineren Gebäuden im Landhausstil und einem verwinkelten Garten mit Pool. Seit 2007 gehört es einem britischen Geschäftsmann, der das Weingut in ein Kleinod verwandelte und seit zwei Jahren auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt hat. Hier kann sich die Natur in voller Pracht entfalten: Überall blühen Büsche, Blumen und Lavendel um die Wette, es duftet betörend nach Kräutern.
Die Zimmer sind auf zwei durch einen Weinkeller verbundene Gebäude verteilt und verströmen mit Terrakottafliesen, Parkett und gedeckten Farben südfranzösisches Flair. So manches Möbelstück und Gemälde hat der Hausherr selbst auf den örtlichen Flohmärkten gefunden. Ob allein oder zu zweit, man fühlt sich sofort willkommen, und das WLAN sorgt trotz Abgeschiedenheit für Anschluss an das Tagesgeschehen. Meist genießt man jedoch einfach nur die Ruhe. Wer Abwechslung braucht, dem stehen Weinführungen und verkostungen, ausgeschilderte Wander und Radwege, Boulespiel, Tischtennis, Yoga, Fitness und der 800 Quadratmeter große Spa „Cinq Mondes“ zur Wahl.
Auf den 143 Hektar Weinbergen wird vor allem sommerlich leichter Rosé produziert, auch der Rotwein ist leicht zugänglich. Das Highlight ist jedoch die weiße Cuvée „Château de Berne“, gekeltert aus den Rebsorten Rolle (Vermentino) und Sémillon, im Holzfass auf der Feinhefe ausgebaut. Sie passt hervorragend zur Küche von Benjamin Collombat, der im gutseigenen Restaurant „Le Jardin de Benjamin“ feine kreative Gerichte und im Bistro beste Regionalküche serviert.
Bereits zum Frühstück wird man mit frischen hausgemachten Broten und Patisserie verwöhnt. Olivenöl, Obst und Gemüse liefert der eigene Garten, die weiteren Zutaten kommen aus der unmittelbaren Umgebung. Die Weinkarte würdigt nicht nur die Weine des Hauses, sondern die der ganzen Provence. Hier kann man entspannt das provenzalische Leben genießen.
CHÂTEAU DE BERNE


- Einige der Rotweine dürfen in diesem unterirdischen Keller reifen.
- Über der Erde lassen sich die großzügigen Gärten des Châteaus erkunden, so verwinkelt, dass man sich wie im Wunderland fühlt.
WEITERE EMPFEHLUNGEN IN DER UMGEBUNG
Der Markt von Lorgues, jeden Dienstagmorgen.
Er gilt als einer der schönsten der Provence und liegt gleich um die Ecke, 10 Autominuten entfernt.
Château Saint-Roux, Le Cannet-des-Maures. Ein Weingut, das zum Château de Berne gehört. Robuster Charme, Ziegenkäse aus eigener Produktion, schöne Ferienwohnungen, Bistro mit regionaler Küche.
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BARBECUE UNTERM STERNENHIMMEL
CHÂTEAU GRAND BOISE
bei Trets
IN GROSSER RUNDE GEMEINSAM URLAUB MACHEN?
Eine schöne Unterkunft für Familien und Freundegruppen zu finden ist nicht einfach. Auf dem 1610 gegründeten Weingut Château Grand Boise ist man auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Hier gibt es gleich zwei Häuser mit Pool zu mieten: „La Bastide“, das klassische Herrenhaus, bietet Platz für bis zu 20 Personen, und im „Mas de Cabassude“, einem über unbefestigte Wege erreichbaren Bauernhaus, kommen 14 Personen unter.
Am Berghang gelegen, oberhalb des Dorfes Trets, hat das Weingut die Französische Revolution unbeschadet überstanden und kannte bisher nur drei Besitzer. Seit 2006 ist es im Besitz einer diskreten französischen Großunternehmerfamilie. Verwaltet wird es seit 2012 von Jean Simonet und seiner Frau AnaSofia. Beide widmen sich dem Projekt mit Engagement und viel Herz, und genauso liebenswürdig ist der Empfang.
Auf dem 500 Hektar großen Anwesen befinden sich 45 Hektar Weinberge, aufgeteilt auf 77 Parzellen zwischen 300 und 640 Metern Höhenlage, erreichbar über 40 Kilometer Wege und Pisten. Wer gerne wandert, kann das Weingut zu Fuß erobern. Aber noch schöner ist es, die steinigen Pisten im Land Rover, mit AnaSofia oder Jean am Steuer, hochzudüsen. Steineichen, Weißeichen und Kiefern wachsen hier, und man sieht Rehe, Wildschweine, Greifvögel – mit Glück einen Adler. Oben angekommen, überwältigt die wunderschöne Aussicht. Wer mag, kann hier auf Bestellung Wurst und Baguette genießen und dazu Wein probieren. AnaSofia bietet auch einen Malkurs an. Schon der Maler Paul Cézanne ließ sich hier von der Schönheit des Lichtes inspirieren.
Auf dem Weg nach oben kommt man an der wohl einzigen Parzelle der Provence vorbei, deren Reben sich in rosa Marmor verankern, jenem Gestein, das auch in Versailles verarbeitet wurde. Die Vielfalt der Natur sowie die biologische Bewirtschaftung schaffen ideale Bedingungen für Olivenöl und ein weitgefächertes Weinsortiment. Hier wird nicht nur der Rosé ernst genommen und punktet mit ungewöhnlichem Lagerpotenzial, auch die Weiß und Rotweine bestechen durch überdurchschnittliche Qualität. AnaSofia ist außerdem Meisterin des argentinischen Barbecue, des Asado. Bei Sonnenuntergang, wenn der Sternenhimmel der Provence seine Magie entfaltet, sinniert man mit Rotwein im Glas über den Zauber dieser Region, während AnaSofia über dem Feuer diverse Köstlichkeiten garen lässt.



WEITERE EMPFEHLUNGEN IN DER UMGEBUNG
Ein Tagesausflug in die Buchten von Cassis. Boot fahren, baden, picknicken. Auf Anfrage in Begleitung eines Geologen, der die Calanques auswendig kennt.
25 Kilometer entfernt bietet Aix-en-Provence lebendige Cafés, Restaurants und vielfältige Kulturangebote. Ein Muss: das kleine Museum des Künstlerateliers von Paul Cézanne.
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FERIEN FÜR FAMILIEN
LA FONT DES PÈRES
bei Le Beausset
TIEFROT GLÄNZT DER WEIN im Glas, duftet nach schwarzer Kirsche, wilden Kräutern und Gewürzen, getrockneten Pflaumen. Die seidigen und dichten Gerbstoffe des Mourvèdre zeugen von Sonne, respektvoller Kelterung und 18 Monaten Ausbau im Holzfass. La Font des Pères bedeutet „Brunnen der Mönche“. Tatsächlich stand hier bis zur Französischen Revolution ein Franziskanerkloster. Den Mönchen ist zu verdanken, dass heute, unweit des malerischen Dorfes Le Beausset, eine Vielfalt an Rebsorten in den Hängen gedeiht.
Philippe Chauvin und seine Frau Caroline erstanden das Weingut Anfang 2010 und restaurierten die damals gerade sechs Hektar Weinberge, verteilt auf 200 Terrassen in Steillage, liebevoll und erweiterten sie. 2017 wurde der neue Keller zwischen die Reben gebaut und mit seiner Natursteinfassade bestens den angrenzenden Trockensteinmauern angepasst. Oliven und Obstbäume, ein Gemüsegarten und ein Hühnerstall kamen ebenfalls dazu. Das Ziel: das Gut in eine FermeAuberge zu verwandeln, die französische Version des Landgasthofes.
Direkt auf dem Dach des Weinkellers liegt das gutseigene Restaurant mit spektakulärer Aussicht. Es gibt frisch zubereitete familiäre Küche und dank Philippes erster beruflicher Liebe zum Kaviar auch diesen zu erschwinglichen Preisen. Seine Gäste begeistert er mit ungewöhnlichen Kaviar-und Weinkombinationen. Das Restaurant ist ein Renner und zieht trotz der Konkurrenz der nahen Küste viele Einheimische an. Hier geht es herzlich zu, und so fühlt sich auch die ganze Familie wohl: Während die Kinder über Terrasse und durch Weinberge toben, können sich die Erwachsenen dem Essen und dem Wein widmen.
Hier verbringt man seine Ferien am Mittelmeer – ganz ohne Touristentrubel. Die 13 gut ausgestatteten Doppelzimmer können zum Teil zu einer Suite für vier Personen zusammengelegt werden, oder man mietet gleich eines der drei Häuser. Die schlichte Einrichtung überzeugt mit hellen Farben und natürlichen Materialien, einige Zimmer haben eine kleine Küche. Der Pool liegt mitten im Weinberg, man kann Boule spielen, wandern, picknicken, ans Meer fahren oder sich von Philippe die Weinherstellung erklären lassen. Und wer es abends ruhiger mag, lässt sich seinen Kühlschrank bestücken und hat alles, um unabhängig zu sein.


Rosé ist die Farbe und der Wein der Provence – auch im Weingut La Font des Pères, geleitet von Philippe und Caroline Chauvin
WEITERE EMPFEHLUNGEN IN DER UMGEBUNG
Clos du Cas, Le Castellet, charmantes kleines Weingut, Swimmingpool, zwei Doppelzimmer und absolute Ruhe.
Heilige Grotte von Sainte-Baume, Maria Magdalena gewidmet. Inmitten einer Naturschutzzone, direkt an einer Felswand gelegen. Toller Ausblick über das gesamte Weinanbaugebiet Bandol bis hin zum Mittelmeer. 45 Minuten Wanderung auf den Berg.
Auf der nächsten Seite finden Sie: VILLA LA COSTE bei Le Puy-Sainte-Réparade
KUNST UND WEIN
VILLA LA COSTE
bei Le Puy-Sainte-Réparade
WÄHREND MAN STAUNEND IM „OAK ROOM“ des britischen Natur Künstlers Andy Goldsworthy steht, träumt man sich in eine Hängematte mit einem Glas Wein: Die Kuppel, bestehend aus verflochtenen Eichenstämmen, erinnert an ein umgekehrtes Vogelnest und strahlt eine schon fast mystische Naturverbundenheit aus. Es ist nur einer von vielen Plätzen, die einen staunen lassen. Denn Kunst und Wein harmonieren auf Château La Coste, 15 Kilometer nördlich von AixenProvence, fabelhaft. Sanft ziehen sich die biologisch zertifizierten Rebhänge in Richtung der LuberonBergkette, erreichbar nur über eine kleine, verschlafene Landstraße.
Seit 2004 ist das Gut im Besitz des irischen Geschäftsmannes Patrick McKillen, unter anderem Gesellschafter der Londoner Maybourne Hotelgruppe, der hier seiner Liebe zu Wein und Kunst Ausdruck verleiht. Zu seinen Freunden zählen internationale Künstler wie Ai Weiwei, Tadao Ando, Tatsuo Miyajima, Michael Stipe, Louise Bourgeois und Frank O. Gehry, die hier, inmitten der Wälder und Lichtungen, eine beeindruckende Skulpturengalerie unter freiem Himmel entstehen ließen.
Der neue Weinkeller wurde 2008 fertig, entworfen vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel. Der alte Keller, umgewandelt in eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen, liegt gleich neben der Boutique und ist Ausgangspunkt zu Weinführungen. Insgesamt elf Weine decken das Spektrum von schlicht bis komplex ab. Der „Rosé d’une Nuit“ punktet mit delikater Frische, „Les Pentes Douces“ ist ein unkomplizierter vollmundiger Weißer, der schmeichelnde rote „Grand Vin du Château La Coste“ würzig und vielschichtig.
Eigentlich war ein Hotel auf dem Weingut zuerst gar nicht eingeplant: McKillen wollte es bei Kunst und Wein belassen. Seine Freunde sahen dies jedoch anders, und so entstand ein modernes LuxusHotel mit Spa. 2017 eingeweiht, bietet es 28 Suiten mit großer Terrasse und traumhaftem Ausblick, zehn mit eigenem Pool. Die Zimmer sind großzügig, eingerichtet in hellen Farben mit viel Holz. Überall setzen Kunstwerke Akzente. Abgesehen vom exzellenten Frühstück, kann man hier in einem der drei gutseigenen Restaurants essen. Das Highlight ist das gleichnamige Grillrestaurant des argentinischen Starkochs Francis Mallmann. Château La Coste vereint Kunst und Genuss.


Natur, Kunst und Architektur spielen auf dem Weingut Villa La Coste eine genauso wichtige Rolle wie der Wein. Selbst im Frühstückszimmer kann man sich zwischen Ausblick und Kunst entscheiden
WEITERE EMPFEHLUNGEN IN DER UMGEBUNG
Villa Baulieu, Rognes. Familiengeführtes Weingut mit luxuriösem Schlossleben à la française. Butler-Service, Pool, Aktivitäten rund um den Wein.
Schöne Gärten des Luberon: „Jardin Neuf“, Château de Lauris, 5. Mai–31. Okt.; „Jardin de la Louve“ in Bonnieux, 16. April–31. Okt.; „Jardin à la française du Pavillon Galon“ in Cucuron, privater Garten, Besuch nach Absprache.
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FRÜHSTÜCK IM WEINBERG
CHÂTEAU ROUBINE
bei Lorgues
DIESES HAUS SCHEINT SICH BUCHSTÄBLICH in die Weinberge hineinzuschmiegen und ist genau das Richtige, um dem Großstadtstress zu entkommen. Kaum auf dem holprigen Weg angekommen, ist man sofort in den Bann gezogen: Handgefertigte Keramikfliesen zieren die kleine Küche und zwei Bäder, die Fenster der Schlafzimmer öffnen den Blick auf die unverbaute Natur, der Salon im Erdgeschoss wird durch eine Terrasse verlängert. Terrakottaböden und viel Holz bestimmen das Ambiente. Insgesamt gibt es vier kleine Apartments in diesem ehemaligen Häuschen für Erntehelfer – bis zu zehn Personen finden heute darin Platz. Im Schatten der Terrasse lässt sich trefflich der Schlachtplan für die nächsten Tage zurechtlegen, während die Kinder fröhlich im vielleicht kleinsten Pool der Provence planschen.
Valérie Rousselle, ein blonder Wirbelwind mit unermüdlicher Energie, erwarb das Weingut 1994. Das alte Herrenhaus erinnert mit seinem eckigen Turm und der schlichten Fassade eher an eine Burg: Kein Wunder, die Tempelritter lebten hier schon Anfang des 13. Jahrhunderts. Auch der Weinbau hat eine lange Tradition, 72 Hektar sind aktuell mit Reben bepflanzt. So wurden bereits 1955 die Weinberge offiziell als „Cru Classé de Provence“ klassifiziert. Eine Tatsache, die Valérie mit Stolz erfüllt, nur 18 Weingüter in der Provence haben heute Anrecht auf diesen Titel. Auch deshalb arbeitet sie naturschonend, das Gut ist biologisch zertifiziert und in der Umstellung auf biodynamischen Anbau.
Am Abend lockt ein Spaziergang durch die Weinberge hin zum Herrenhaus, dabei genießt man die würzige Luft und die Musik der Natur. Und während die Kinder mit den sieben Haushunden im Garten spielen, entdeckt man in Ruhe das Weinsortiment. Zum abendlichen Dinner entpuppt sich der feingliedrige und elegante „Inspire Rosé“ 2018 als guter Begleiter zu Garnelen, Baguette und Olivenöl. „Lion & Dragon“ 2018 ist ein erfrischender Weißer mit leichten, gut integrierten Holznoten und ideal zum gegrillten Fisch. Und „Inspire Rouge“ 2015, vollmundig und gut strukturiert, ist der ideale Wein für ein Barbecue, das hier auch angeboten wird: Valéries begabte Köchin Fatima bringt geschmackvolle Gerichte auf die Teller. Und während der Tag langsam ausklingt, entfaltet der Sternenhimmel der Provence bei Kerzenlicht seine ganze Pracht.


Die Weinlese erfolgt auf Château Roubine in Handarbeit. Im Gut
arbeiten Besitzerin Valérie Rousselle und ihr Sohn Adrien biologisch und bieten gemütliche Zimmer.
WEITERE EMPFEHLUNGEN IN DER UMGEBUNG
Château Saint-Esprit, Draguignan. Kleines, ruhig gelegenes Weingut mit mehreren Gästezimmern, unkompliziertem Ambiente und hervorragender Küche.
Tourtour, eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Toller Ausblick, 80 Brunnen, eine der ältesten Olivenöl-Mühlen der Region, per Hand- und Wasserkraft betrieben, kleine Geschäfte, Restaurants und Cafés.