Der allererste Blick in die Küche – der hat sie für immer verzaubert. Jessica Rosval jobbte als Teenager nach der Schule im Scarolies Pasta Emporium, trotz des bombastischen Namens ein kleines italienisches Restaurant in Quebec, betrieben von zwei griechischen Brüdern, die „Spaghetti Meatballs“, „Fettucine Alfredo“ und dergleichen mehr zubereiteten, was jenseits des Atlantiks unter italienischer Küche verstanden wird.
Und als Jessica Rosval zum ersten Mal in die Küche kam, war es um sie geschehen: „Die Flammen, die Hitze, der raue Ton, aber auch der familiäre Zusammenhalt, die Energie – ich werde es nie vergessen. Es war wie eine gut gelaunte Piratencrew!“ Sie stürzte sich ins Kochen und bekam die komplette französische Küchenausbildung, erst bei Laurent Godbout in Montreal, dann bei Melissa Craig in Whistler in den Rocky Mountains. Und dann waren es filmreife Zufälle, die sie nach Italien verschlugen.
Wie kommt Jessica Rosval zu Massimo Bottura?
Na, ganz einfach: indem man bei ihm essen geht. Denn Rosvals damaliger Freund wurde mit einem Stipendium an der renommierten Bocconi-Universität in Mailand angenommen, und sie half ihm beim Umzug nach Europa, wollte endlich die Welt sehen. Um das Stipendium zu feiern, gingen sie in der
Osteria Francescana in Modena essen. Und, Achtung, jetzt wird es kitschig: Rosval war überwältigt. Sie kam mit Massimo Bottura ins Gespräch, er versprach ihr, eine Arbeitsstelle bei einem Kollegen in Mailand zu finden, und gab ihr seine E-Mail-Adresse.
Am Abend schlenderte sie über den Marktplatz von Modena, die Stände waren geschlossen, es nieselte, und an einem der Stände hing ein Schild. Auf dem stand: „Basta avere il coraggio – la parte migliore del viaggio è domani“. Zu deutsch: „Sei mutig – der beste Tag der Reise ist morgen“. Noch in der Nacht schrieb sie eine E-Mail an Bottura. Ob er ihr eine Chance geben würde, nur einen einzigen Tag? Sie bekam erst drei Tage, dann zehn Tage. Dann wurde über Weihnachten 2013 die Küche durcheinandergewirbelt, und der Posten des Chef de Partie für Antipasti wurde frei. Rosval nutzte ihre Chance und stieg weiter auf, wurde bald die Verantwortliche für alle internationalen Events. Und seit 2019 verantwortet sie die Küche in Botturas neuem LuxusHideaway
Casa Maria Luigia, ein paar Kilometer außerhalb Modenas.