Streuobstwiesen in Franken – Genuss & Vielfalt erleben

Streuobstwiesen in Franken: Von Brennkunst bis Sortenwissen

Rosa Blüten, pralle Früchte: Die Streuobstwiesen in Franken sind ein Erlebnis für alle Sinne – und eine Fundgrube für die leckersten Obstbrände, Säfte und Gerichte. Vier echte Natur-Experten, die sich bestens in Bayerns Naturlandschaft auskennen und ihr umfangreiches Wissen oder tolle Produkte mit uns teilen.
Text Annette Sandner
Datum03.09.2025

Streuobstwiesen sind artenreiche Lebensräume, die natürlich auch für Besucher erfahrbar sind. Bis zu 5000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind in diesen wertvollen Lebensräumen zu Hause – mehr Biodiversität geht kaum. Wer sich in die Regionen Bayerns aufmacht, begegnet einer Form von Kulturlandschaft, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat – und heute neue Wege des Erlebens eröffnet: geführte Touren, Verkostungen, Lehrpfade, persönliche Begegnungen mit den Menschen, die die Wiesen erhalten.

1. Franziska Bischof: Brennkunst und Landschaftsvermittlung

In Wartmannsroth, am Rand der Vorrhön, liegt die Brennerei Bischof, eine der ältesten in Familienbesitz geführten Destillerien der Region. Franziska Bischof, ausgebildete Edelbrandsommelière, führt den Betrieb in fünfter Generation und hat ihn als Erlebnisort für Gäste, Genießer, Lernende geöffnet. Auf dem „Brennerweg“ durchstreift man die Landschaft, in der die Früchte wachsen – begleitet von Franziska Bischof, die anschaulich die Herkunft, Sorten und Brenntechnik erklärt. Im Anschluss folgt die Verkostung in einer modernen „Destillathek“, wo Klassiker wie Williams-Birnen-Brand ebenso bereitstehen stehen wie kreative Interpretationen namens „Halunke“ (Johannisbeerbrand) oder „Herzdame“ (Quittenbrand). Die Brennerei ist damit ein schönes Beispiel für die Verbindung von Handwerk, Regionalität und einer neuen Art Bildungs- und Genussreise.

2. Roland Schmitt: Obstwiesen als begehbare Biodiversität

Am Fuß des Walberla, des markanten Tafelbergs und Wahrzeichens der Fränkischen Schweiz, pflegt Roland Schmitt eine eindrucksvolle Streuobstfläche. Seine Hochstammbäume stehen auf mageren, artenreichen Wiesen, umgeben von Wanderwegen, kleinen Feldstücken und Insektenhotels. Schmitt versteht sich weniger als Landwirt im klassischen Sinn denn als „Gärtner des Geschmacksraums“. In Führungen erläutert er den Charakter und die Pflege alter Sorten, den Rhythmus der Jahreszeiten sowie das Zusammenspiel von Boden, Baum und Biodiversität. Während der Kirschblüte wandert man unter rosa Kronen – im Sommer zur Ernte, im Herbst zwischen voll behangenen Bäumen. Die öffentlich zugängliche Wiese ist alles andere als selbstverständlich: Sie musste jahrzehntelang gepflegt werden – und verdankt sich dem Mut, gegen die wirtschaftliche Logik nur auf Vielfalt zu setzen.

3. Kalchreuth: Kirschgarten, Blütenwanderung, Familienerlebnis

Zwischen Nürnberg und der Fränkischen Schweiz liegt Kalchreuth – ein traditionsreicher Kirschanbauort mit guter Anbindung und einer hohen Dichte an Streuobstwiesen. Besonders beliebt ist der Kirschgarten, der im Frühjahr zur Blütezeit ein Ziel für Spaziergänger, Familien und Fotografen ist. Zwischen den Hochstamm- bäumen verlaufen gut begehbare Wege, Infotafeln erläutern Sorten und Bedeutung der Kirsche für die Region.

4. Luisengärten Eichstätt: Bildung, Erhalt und Sortenwissen

Im Altmühltal, oberhalb von Eichstätt, liegen die „Luisengärten“, eine Initiative von Luise Naderer, die sich der Vermittlung von Streuobstwissen verschrieben hat. Auf geführten Spazier- gängen erleben Besucher die Sortenvielfalt der Region, lernen alte Verarbeitungsmethoden kennen – vom Dörren bis zum Saftpressen – und verstehen, wie viel Aufwand in einer intakten Obstwiese steckt. Die Gärten sind bewusst als Lernraum konzipiert. Kindergruppen pflanzen Bäume, Touristen kosten alte Apfelsorten, Fachkundige diskutieren über Pflegeformen und Bestäubung. Diese Verbindung aus Praxis, Pädagogik und landschaftlichem Erlebnis ist selten – und deshalb umso relevanter in der Vermittlung von Kulturlandschaft als Zukunftsthema.

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