Die 555 besten Weingüter 2024

Am Rotweinwanderweg in Churfranken sind die Einzellagen von der Sonne verwöhnt, hier wirken die Brüder Kilian und Philipp Giegerich, seit 2020 sind sie in der ökologischen Umstellungsphas. Eine besondere Rolle spielen Burgundersorten, vor allem Früh- und Spätburgunder, gefolgt von Weißburgunder und Chardonnay. Viel Freude machte beim Tasting der anspruchsvolle Chardonnay „R“ mit spannenden Noten von Feuerstein und feinem Schmelz, ein toller Partner für ein Pilzrisotto. Auch der Spätburgunder Pitztaler Berg trocken gefällt mit saftig roter Frucht, die von strukturierendem Holz eingefasst wird. Diese Weine zeigen die Kompetenz der Brüder, während mancher Basis-Wein, etwa der Sauvignon, aktuell auf etwas wackeligen Füßen stand.

Viel Bewegung im Familienbetrieb: Sohn Ulrich hat übernommen und macht mit Vater Stefan den Wein, die neue Vinothek ist ultramodern und Bühne für After-Work-Partys. Nachhaltige Bewirtschaftung gewinnt immer mehr an Bedeutung, in der Stilistik liegt der Akzent auf der Frucht, die manches Mal zu Lasten der Finesse geht. Typisch für die Region Churfranken, konzentriert man sich auf Burgundersorten, wobei besonders die Roten überzeugen konnten. Der Pinot noir Réserve etwa dunkelbeerig, mit spürbaren Holz, aber feinkörniger Tanninstruktur und Potenzial oder die „Rothello“-Cuvée – mit Noten von Zimt und Nelke perfekt zum Festessen mit Geflügel und Rotkohl. Aus der Rubrik Weiß können wir den Chardonnay mit aparten Nuancen von Quitte hervorheben.

Aufstieg! Die Senkrechtstarter Laura Burkhardt und Sebastian Schür haben noch eine Schippe draufgelegt: Mit perfekter Balance von cremiger Fülle und schlanker Statur macht das Paar dem Champagner zunehmend Konkurrenz, und das klassisch-edle Etikett ist Ausdruck ihres Anspruchs. Wunderbar ist der Blanc de Noirs mit opulenten Brioche-Noten in der Nase und zarten Beerentönen am Gaumen, lang im Nachhall, sehr seriös; toll auch der Blanc de Blancs, beide 2018. Was typisch ist: Jahrelanges Hefelager in Naturkellern ist ein Markenzeichen. Schür hat bei Salwey gelernt, ist Außenbetriebsleiter bei Fürst – und geht mit seiner Partnerin nun einen individuellen Weg. Bravo!

Wer auf der Suche nach Früh- und Spätburgunder mit französischer Stilistik ist, wird hier fündig. Weinbautechniker Christoph Walter hält konstant Kurs in Sachen Qualität – und dafür ist der Spätburgunder „J“ Hundsrück das beste Beispiel. Aber auch die Weißweine haben uns überzeugt: der Buntsandstein Chardonnay & Silvaner läuft cremig, gar karamellig, über die Zunge, ohne plump zu sein, Birnennoten setzen Akzente, das Holz fasst ihn gut ein. Mit Blick auf Nachhaltigkeit ist die identische Flaschenform für alle Gewächse aus Leichtglas zu loben. Schöne Vinothek.

Die „Fürsten“ muss man nicht vorstellen. Das Weingut ist die Nummer eins in Franken, für viele Experten kommen aus dem Haus gar die besten Spätburgunder Deutschlands. Wir sehr diese Superlative stimmen, bewies die aktuelle Kollektion von Sebastian Fürst, der meisterhaft das Erbe seines Vaters Paul in die Zukunft trägt. Ein dickes Ausrufezeichen setzt schon der außerordentliche Riesling „pur minéral“ mit Noten von Feuerstein, gelbem Apfel, voller Finesse (und das zu einem tollen Preis). Der gemeißelte nussige Chardonnay würde sich bestens als Pirat in einer französischen Burgunderprobe behaupten (noch gut 10 Jahre liegen lassen). Bei den Spätburgundern, die Sebastian Fürst geschickt hatte, lassen sich die Abstufungen bis in stolze Höhen wunderbar ablesen: Der Tradition balanciert und fein floral, der Centgrafenberg GG mit Rose und Hagebutten in der Nase, sehr feinkörnig, auch kantig, langer Nachhall mit Fruchtnoten und der Hundsrück GG so tiefgründig, so zart,so elegant – groß! Wir fassen uns kurz: outstanding!