Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2025

Das Öl, das aus der Wüste kommt. Die Wüste: die Desierto de Tabernas in Andalusien. Der Olivenflüsterer: Rafael Alonso Aguilera – und der hebt (wie so oft!) auch in diesem Jahr einen Schatz aus Europas einziger Wüste. Die „Wüstengold“-Coupage, ein Blend aus Picual plus Hojiblanca und Arbequina) duftet kräuterwürzig grün, fast herb, nach Olivenblättern, Brennnessel, Rauke, alles sehr dicht und präsentiert sich auch geschmacklich vergleichsweise grün: Artischocken, grüne Tomaten und Tomatenblätter, Artischocken-Walnussbitter (grün) und Chilischärfe (noch im grünen Bereich). *mittelfruchtig*

Antonella Ferrara kann auf ihrer 115 Hektar großen Azienda bei Grottaglie (knapp 20 Kilometer Luftlinie von Tarent entfernt) für ihre Öle – einmal quer durch den apulischen Olivenhain – auf Leccino, Coratina, Peranzana und Ogliarola sowie ein paar weniger heimische Sorten zurückgreifen. Für den Cru#312 kommt ausschließlich die klassisch französische Picholine zum Einsatz, die sich in Apulien so wohlzufühlen scheint wie ein Fisch im Wasser. Das anregend walnussbittere, fröhlich pikante Öl besticht durch ausgesprochen harmonische Nebeneinander von Gras, Olivenblättern und grünen süßen Mandeln, Rauke und Pinienkernen. *mittelfruchtig*
VIA XX SETTEMBRE, 74123 Taranto, Italien

Ramerino, die zweite: Das „Guadagnòlo Primus“, eine Mischung aus Moraiolo-, Frantoio-, Leccino- und Americano-Oliven (letztere sind eine nicht allzu bekannte, dennoch autochthone Sorte) duftet intensiv nach Mandeln („marzipanige Noten“), Basilikum und Artischocken, am Gaumen wiederholt sich dieser Eindruck, das Mandelbitter jetzt allerdings deutlich vordergründiger, was die recht persistente, nach und nach ansteigende Peperoncino-Schärfe noch unterstreicht. *mittelfruchtig*
via Roma, 50012 Bagno a Ripoli, Italien

Auf 20 Hektar Land haben Elena und Vedran Lupić, die zu den Pionieren der „ekstra djevičansko maslinovo ulje“-Revolution in Kroatien gehören, bei Bale ab 2000 gut 5400 Olivenbäume (dazu 450 Mandelbäume, 400 Feigenbäume and 400 Haselnussbäume) angepflanzt, die erste Ernte konnten sie 2003 einfahren. Nach einem 96. Platz im Vorjahr, ist das Öl wieder da, wo es hingehört, bei den Top 50 des OLIO-Awards: čestitam! – Herzlichen Glückwunsch! Das sortenreine Rožinjola-Öl duftet zart „gemüsig-salatig“ und entwickelt eine geradezu balsamische Qualität. Dazu dann mehr und mehr Kräuter, Olivenblätter, etwas Tomate, eher grüne Banane (inklusive Schale), am Gaumen im Ansatz etwas süßlich (wieder Banane, dazu Mandel), dann „grünt“ es auch hier: Karden, Chicoree und Rauke. *mittelfruchtig*

Nachdem wir Sandi Chiavalon in der Vergangenheit schon mehrfach auszeichnen konnten, erschien uns die Wartezeit bis zum nächsten „Top 50“-Erfolg (zuletzt 2023) nun fast schon ein wenig zu lang. Wo bleibt der Mann und wo sein Öl? Zwei Jahre später stellen wir erleichtert fest: Das Warten hat sich gelohnt! Das animierend bittere, energisch pikante „Istra“, ein Blend aus den autochthonen Schönheiten Vodnjanska Buža, Istarska Bjelica und Rožinjola duftet zunächst zart nach weißen Blüten, dann, kräftiger, nach Gras und grüner Banane (plus Schale). Am Gaumen dann anregend herb, Radicchio, Chicoree, Wildkräuter und Artischocken, dazu ein gutes Quantum Peperoncini: davon bitte mehr! Und: Wir gratulieren! *mittelfruchtig*

Seit 2010 nehmen Sandi und Tedi Chiavalon am OLIO-Award teil, seit 2010 ist mindestens eines ihrer Öle Teil unserer jährlichen Bestenliste. Um ganz genau zu sein: 2010, 2013, 2016, 2017, 2023 (Top 50!) und 2024. Jetzt, 2025, haben es gleich zwei ihrer Olivenöle ins „Oberhaus“ geschafft! Unser zweitliebstes „Ekstra djevičansko maslinovo ulje“ aus dem Chiavalon-Portfolio (heuer ausschließlich aus Istarska-Bjelica-Oliven gewonnen) gibt sich im Duft und am Gaumen ausgesprochen grün: Frisch geschnittenes Gras, Olivenblätter, Tomatengrün, Artischocke und grüne Mandeln sowie Kräuterwürze (Oregano und Thymian) Das Finish moderat bittergetönt, aber durchaus pikant. *mittelfruchtig*

Wie (tatsächlich) jedes Jahr unter den Besten: die Öle der meistausgezeichneten – wir tragen mit Freuden unser Scherflein dazu bei – Olivenöl-Kooperative überhaupt, der Almazaras de la Subbética. Gäbe es eine „Extra Virgin Olive Oil Hall of Fame“ für großartige Olivenöle und ihre Produzenten, ein Ehrenplatz wäre den Genossenschaftern aus der D.O. Priego de Córdoba sicher. Einer von vielen Gründen: Diese Cuvée aus Picudo und Hojiblanca. Im Duft reife Tomate, balsamisch-ätherisches Kräutergrün, am Gaumen das volle Programm (Apfel, Banane, Mandel, Tomate, ein Hauch rote Beeren, Artischocke und Rauke), im Finish moderates Bitter und eine feine, recht ausgeprägte und persistente Pfefferschärfe. *mittelfruchtig*
Ctra.A 339-Km, 14810 Carcabuey, Spanien

Eine ziemlich betörendes, sortenreines Intosso-Öl, das Tommaso Masciantonio als Anrainer des Parco nazionale della Majella „im Schatten“ des mächtigen Majella-Massivs wieder einmal auf die Flasche zieht. Es rangiert eher im zartbitteren, leicht herben Bereich, und auch die Schärfe ist eher moderat, das aromatische Geschehen umso komplexer: grüne Mandeln, eine Spur Banane, Artischocke, Rauke und Olivenblätter, Pinienkerne, Walnuss und Radicchio: ein Nachhall mit gleich mehreren Echos! *mittelfruchtig*
C.DA CAPRAFICO, 66043 CASOLI, Italien

Nono Remiđo, die zweite: Von den „monosort“-Ölen von Familie Vanđelić hat uns das aus Istarska-Bjelica Oliven am besten gefallen. Im Duft vegetabile Noten, florale Momente, dann vor allem grüne und reife Mandeln sowie eine Spur Vanille, am Gaumen offenbart das im ansatz leicht süßliche Öl etwas reifere Fruchtnoten (Apfel, Birne), dann wieder eher gründe Mandeln. Süße und Bitterkeit befinden sich in schönstem Einklang, die Schärfe im Finale ausgezeichnet integriert, Potenz und Persistenz auch hier perfekt proportioniert. *mittelfruchtig*

Elena und Vedran Lupić’ Nummer zwei – und eines von neun (!) Olivenölen aus Istrien in den „Top 50“! – ist das reinsortige Buža, das bemerkenswert ausdrucksvoll nach Artischocke, grasigen Noten, einem Hauch von grüner Mandel und Limettenschale duftet. Am Gaumen scheint sich das Grün zu verdichten, die grün-würzige Komponente (Salbei, Thymian) zuzunehmen. Jetzt auch Löwenzahn, Artischocke, Chicoree und Radicchio (distinktes, aber noch moderates Bitter) und eine durchaus prononcierte, im Finish sehr nachhaltige Rauke-, Radieschen- und Rettichschärfe mit Peperoncino-Spitzen. *intensiv fruchtig*