Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2025

150 Hektar Olivenhaine, über drei Millionen Liter Olivenöl pro Jahr – und trotzdem „nur“ ein wenn überhaupt mittelgroßer Familienbetrieb: andalusische Verhältnisse! Familie Martos Ávila macht nun schon in vierter Generation Öl und spätestens seit Einführung ihrer Marke Bravoleum alles richtig. Im sortenreinen Picual-Öl (Bravoleum gibt es auch als Arbequina, als Frantoio, als Hojiblanco und aus der eher raren Sorte Nevadillo blanco) dominiert geradezu leimotivisch die Tomate (alle Schattierungen, Frucht, Blätter und Rispe), daneben finden sich Gras, balsamische Kräuter (Minze, etwas Thymian, Verveine), grüne Mandeln, Olivenblätter, Artischocken und zitrische Aromen. Mittleres Bitter, mittlere Schärfe, perfekte Balance. *mittelfruchtig*
Paseo de la Estación, 13, 8º - 3ª, 23007 Jaen, Spanien

Nono Remiđo, die dritte und unsere Nummer zwei unter den sortenreinen „ekstra djevičansko maslinovo ulje“ von Familie Vanđelić: Glückwunsch zum Hattrick! Diesmal würzig-grün: „Radicchio verde!“, Artischockenblätter, noch grüne Mandeln, eine fast Hanf-artige Qualität (extraktbetont, dicht), Apfelnoten (weiterhin grün), dazu, kontrapunktisch, reife Tomate (und Tomatenblätter) am Gaumen mit kräftigem Bitter und einem hübschen Quantum Schärfe. *mittelfruchtig*

Andrea Brečević ist studierter Agronom, Olivenbauer aus Leidenschaft und Ölmüller mit einem besonderen Händchen. Sein Großvater Mario pflanzte 1981 die ersten 60 Olivenbäume, der Grundstock für Rheos, die „Quelle“, aus der heute das flüssige Gold sprudelt. Hier, bei Dajla (Novigrad), hat Andreas Vater Dušan in den 1990ern dann den Hain um weitere 200 Bäume vergrößert. Andrea mischt für seinen Premium Blend die Sorten Buža, Istarska Bjelica, Leccino, Pendolino und Frantoio in unterschiedlichen Reifestadien, was die interessante „Jekyll und Hyde“-Natur erklärt: Einerseits ein von grünen Mandeln geprägtes Aromenprofil (inoffizieller Fachterminus der Jury: tipologia „M“ – für mandorlato), hier vor allem im Duft, dazu grüne Banane und ein Bund Kräuter. Am Gaumen dann im Ansatz süßlich, deutlich reifer, zartestes Bitter, mildeste piccantezza, dafür eine Mandel-Marzipan-Keksnote. *mittelfruchtig*

Seit ihrem ersten Auftritt bei uns sind die Olivenöle von Juan de Dios García Molina – ohne Unterbrechung! – immer unter den Besten des Jahrgangs vertreten gewesen, OLIO-Awards konnten sie in den Jahren 2015, 2016, 2018 und 2022 erringen – eindeutig Hall-of-Fame-Material! Und dieses Picual beweist durchaus Champions-League-Qualität: ungemein dichte, grüne Mischung von grasig-kräutrigen Noten, Artischocke, Blattspinat, Brennnessel und Tomatenblättern, am Gaumen spielt es sich auch ganz locker bis mindestens Halbfinale („gute, nein bessere Struktur“): Kresse, ein „nussiges“ Grün, klare, dabei moderate Bitternoten und eine „feste“, durchaus distinkte Schärfe (weißer Pfeffer, ein Hauch Lemon Drop-Chili). *mittelfruchtig*

Welcome back! Matteo Baldeschis Öle haben wir zuletzt bei der 2019er-Edition des OLIO Awards verkostet, als sein Blend aus Frantoio, Leccino, Moraiolo, Dolce Agogia und Borgiona den 56. Platz erringen konnte. Diesmal schickt er das ausschließlich aus Dolce-Agogia-Oliven gepresste „Evangelina“ ins Rennen, das einem Vertreter jener Variante von hauptsächlich toskanischen Olivenölen, die von der Jury als tipologia „M“ bezeichnet werden, erstaunlich nahekommt. Das heißt hier: grüne und reife Mandeln, bis hin zu Mandel-Marzipan-Milch, ein Hauch Banane, am Gaumen eher Mandel- bis Haferkeks, reife, süßliche Mandeln, sehr moderates Bitter und eher diskrete Schärfe. *mittelfruchtig*
loc. Rio, 06069 Tuoro sul Trasimeno, Italien

Familie Corsini, Clemente und Gabriella sowie die Kinder Lodovico, Niccolò und Dianora widmen sich zehn Kilometer Luftlinie nördlich von Florenz auf dem Landsitz der Familie der Hege und Pflege (nach biodynamischen Richtlinien) ihrer gut 30.000 Bäume starken Olivenhaine. Ihre Vorfahren machten das schon vor Jahrhunderten – Tradition und Adel verpflichten. Das in der Tat subtile und harmonische Öl ist eine Mischung autochthoner Sorten (15 verschiedene stehen den Corsinis zur Verfügung), von denen eine als ausgestorben galt. Mittlerweile trägt sie den Namen Dianora del Trebbio: Ehre, wem Ehre gebührt! Der Blend duftet leicht grasig, nach Banane, grünen Mandeln und Kiwi, am Gaumen dann süßlich-herbe, feine Bittermandelnoten, grüne Banane und pikante Pfeffer- bis Peperoncino-Akzente. *mittelfruchtig*

Caterina und Ugo Maggi, Eigentümer einer Bilderbuch-Azienda bei Tavarnelle im Val di Pesa, bewirtschaften, klimaneutral und auf Nachhaltigkeit bedacht und so „bio“ wie es eben möglich ist, acht Hektar Olivenhaine mit einem Bestand von gut 2000 Bäumen. Die Olivensorten? Frantoio, Moraiolo, Leccino, Pendolino, Leccino del Corno und Piangentino. Das moderat bittere, anregend pikante Öl aus 100 % Frantoio -Oliven duftet nach grünen Mandeln, frisch geschnittenem Gras sowie etwas grüner Banane und ist am Gaumen ganz zartherbe Schönheit: Artischocken, Chicorée, Löwenzahnblätter, Walnuss; obenauf eine präzise dosierte Prise Peperoncini. *leichtfruchtig*

Das sortenreine Coratina haben wir im letzten Jahr schon vermisst – und jetzt ist es wieder unter den besten Olivenölen des Jahres: auguri! Wie es dazu kommen konnte? Wunderbar harmonisch: Mit einem großzügigen Quantum Mandel („MANDEL!“, notiert ein Juror in Großbuchstaben), Olivenblättern, grüner Banane (Schale inklusive) Artischocke (nebst Bitter), einer deutlichen Zugabe von Pinienkernen, einem nicht zu kleinen Körbchen mit Kräutern (Thymian, Rosmarin), noch mehr Bittermandel und der vertrauten Extraportion Peperoncino-Schärfe.

Üppig grün-würzig-frisch duftende Cuvée (Maurino und Ravece) aus Suvereto (Provinz Livorno), die in einem Dreiklang aus reifer Tomate, Artischocke und Rauke aufgeht und, am Gaumen Spinatblätter, Endivie, Kiwi und Agrumen reizvoll miteinander kombiniert. Im Nachhall dann distinktes, noch moderates Bitter bei ähnlich dosierter Peperoncino-Schärfe.

Zehn Jahre Palazzo di Varignana, 100 % Nostrana (mit der relativ jungen Herkunftsbezeichnung "Denominazione Comunale d’Origine da parte del Comune di Bologna") von Olivenbäumen, die neben Weinbergen und Obstgärten zu einer 650 Hektar großen Latifundie gehören – es kann so schön sein! Das „Vargnano“ ist es nicht minder: Ein aromatisch „vollgesättigtes“ Öl, frisch geschnittenes Gras, Tomatenpflanze, Rauke und ätherisch-balsamische Kräuter (Minze, Rosmarin, etwas Basilikum), am Gaumen Artischocke, Spinat, Radicchio und noch grüne Banane. Im Finale leicht adstringierendes, dabei dezentes Bitter und subtil feurige, leise wärmende Schärfe. *leichtfruchtig*
VIA CA' MASINO, 40024 Castel San Pietro Terme Loc. Varignana, Italien