Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2025

Was für ein großartiges Coratina! Und der beste Beweis, dass Andrea Serrillis fulminanter Einstand vom letzten Jahr (mal eben so OLIO-Award-Zweiter in der Kategorie intensiv fruchtig für sein Ogliarola Garganica) kein Zufall war. Dieser Coratina-Reinsorter hier (zuletzt Platz 92), für den die Oliven in Hainen in unmittelbarer Nachbarschaft der Pinienwälder des Parco nazionale del Gargano geerntet werden, duftet nach grünen Mandeln und Tomaten, Artischocke und frisch geschnittenem Gras. Das wunderbar leichtflüssige kontert am Gaumen mit noch mehr Mandel, animierend kräftigem Radicchio- und Artischockenbitter und feiner, recht langanhaltender Chilischärfe.
Contrada Calderoso, 71014 San Marco in Lumis, Italien

Ein klassisches Familienunternehmen aus dem andalusischen Jaén, das – ebenso klassisch – auf einer von Natur und Geschichte begünstigten Finca (hier heißt sie „Vista Alegre“) ein hinreißend schönes, sortenreines Picual nach allen Regeln der Kunst produziert. Die früh im Oktober geernteten Oliven für das „Centenarium Premium“ stammen, wie es der Name schon andeutet, von mehrhundertjährigen Bäumen, die sich seit Generationen im Besitz von Familie Peñuelas-Sagra befinden. Ein anregend grün-aromatisches Picual, Tomatenaromatik (Frucht, Pflanze, alles) satt, Gras, Salbei bis Rosmarin, etwas Artischocke und grüne Banane, ein Hauch Bergamotte, im Nachhall zunehmend leuchtend-schöne Bitternoten und feine Schärfe.

Olivenhaine mit etwa 4200 Olivenbäumen in den Hügeln von San Casciano, südlich von Florenz, sind – zu Recht – der ganze Stolz der Vignolis. Das 1946 gegründete Unternehmen, das für seine macellerie und Feinkost-botteghe in Florenz und Scandicci berühmt ist, arbeitete mit dem zu früh verstorbenen, weltbekannten Olivenöl-whisperer Marco Mugelli zusammen. Das sortenreine Maurino in Bio-Qualität duftet nach grünen Tomaten, Pistazien und Olivenlaub, am Gaumen noch mehr Tomaten, Lattich, Spinat- und Feldsalat, grüne Banane, grüne Paprika, dazu ein Finish mit moderaten Bitternoten und dezenter Schärfe.
Via Faltignano, 50026 San Casciano Val di Pesa (Firenze), Italien

Auch das schon eine fast eherne Regel: Unter den besten Ölen des Jahrgangs finden sich immer auch die von Cutrera! Der ewige Klassiker „Primo“ (100 % Tonda Iblea) legt heuer eine ganz in jeder Hinsicht mit Gusto zu ertragende Leichtigkeit des Seins an den Tag: frisch geschnittenes Gras, Brennessel, Eisenkraut, Zitronenmelisse, Agrumen, etwas grüne Banane und ein Hauch Avocado. Am Gaumen grüne Mandeln und Spinatblätter, noch grüne (!) Pinienkerne und zarte Haferkeksnoten (eine etwas reifere Codetta, die mit den zitrischen Aromen ganz prächtig harmoniert!), das Finish moderat bitter und einnehmend, weil sehr austariert, pikant (etwas weißer Pfeffer, Rauke und Peperoncino).

Familie Gálvez-Gonzalez’ gefühlt ewiges „Picual-Referenzöl“ (im letzten Jahr so überzeugend wie verdient auf Platz bei den mittelfruchtigen Ölen) ist, rein rechnerisch, von den „Medaillenrängen“ nur eine Winizigkeit entfernt. Wer das „flüssige Gold von Bailén“, das auf Fincas in den Ausläufern der Sierra Morena (Provinz Jaén) seit Ende 2004 produziert wird, an Nase und Gaumen hatte, wird flugs Punkte Punkte sein lassen und hier mit Gusto eintauchen! Im Duft herrlich grün, enorm grasig, intensiv Tomaten (Frucht, Blatt, die ganze Rispe), dazu Zitronenthymian und etwas grüne Mandel. Am Gaumen lässt sich das in leicht abgeschwächter Form noch einmal nachvollziehen, was das Finish doppelt interessant macht, da die Peperoncini-Schärfe in Wellen heranrollt und dann gen Sansho-Pfeffer, und das recht nachhaltig, ausläuft, was dank der zitrisch-ätherischen Noten die Mischung aus Mandel- und Artischockenbitter sehr schön, sehr harmonisch in Szene setzt.
Ctra. Plomeros, Casa del Agua, 23730 VILLANUEVA DE LA REINA, Spanien

Familie Vanđelić, die im Herzen Istriens, zwischen Bale und Rovinj und in nächster Nähe zur Adria auf etwa 60 Hektar Land nicht nur 6.500 Olivenbäume bewirtschaftet, sondern sich auch Kirschen, Nektarinen, Pfirsichen, Aprikosen, Äpfeln, Birnen, verschiedensten Beeren und Trauben widmet, verdankt ihren Erfolg Großvater „Nono“ Remiđo, dessen Konterfei bisher sämtliche Etiketten des Unternehmens zierte. Nun ist Großvater-Logo einer etwas kühleren, weniger verspielten typografischen Lösung gewichen, das Öl macht allerdings jeglichen Verlust wett! Das Valade, ein „Villages“-Blend aus den Olivensorten Buža, Karbonaca, Istarska Bjelica, Pendolino, Leccino, Moraiolo und Frantoio (und eines von gleich drei Top50-Ölen aus dem Hause Vanđelić) prunkt an Nase und Gaumen mit anregend grasigen Noten, grüner Tomate, noch grünerer Banane, Thymian und einer Spur Kiwi, feinem Mandelbitter und einer moderaten, sehr ausgewogenen Schärfe.

Familie Yévenes, Produzentin des von uns in den letzten Jahren immer wieder ausgezeichnten „Hispasur“ (OLIO-Award-Sieg inklusive), widmet sich seit 1858 dem Olivenöl. Zeit genug also, um eine zeitgeistige, dabei qualitativ hervorragende Zweitmarke zu etablieren. Das „Epicure“ ein Blend aus Hojiblanca und Picuda, hat echten Wallungswert: Grasig, frisch und fruchtig (Apfel, Tomate, grüne Banane, grüne Mandel, Oliven- und Limettenblätter, Avocado), und mit entsprechendem Tiefgang: Mandelbitternoten (solide), weißer Pfeffer (moderat), Chili (deutlich mehr!). *intensiv fruchtig*

Über Giorgio Franci, der in unserer „Hall of Fame“ verewigten Olivenölgroßmeister noch Worte zu verlieren, hieße Oliven in die Toskana zu tragen. Ein klimatisch nicht eben einfache Jahr bescherte ihm und uns trotzdem qualitativ hervorragende Öle. Das (gerade noch) mittelfruchtige „Villa Magra Grand Cru“, diesmal ein Frantoio in Reinkultur, duftet nach grünen Mandeln, frisch geschnittenem Gras, grüner Banane (Schale), Apfel (ebenfalls grün) sowie Olivenblättern, am Gaumen legt das im Ansatz leicht süße Öl wieder Banane, Rosmarin- und Salbeinoten, moderates Mandel(bitter) in Kombination mit Radicchio und eine distinkte, sehr feine Schärfe irgendwo zwischen Radieschen und Peperoncini an den Tag – ci piace molto! *mittelfruchtig*

Unternehmensberatung und Investment Banking war gestern bzw. 2014: Denn seit 2015 machen Beatrix und Rudolf Nemetschke im istrischen Sveti Lovrec in Olivenöl. Hier, auf von alten Steinmauern umgebenen Parzellen, haben sie etwa 400 z. T. jahrhundertealter Olivenbäume um mehr als 9000 Jungpflanzen ergänzt – und offensichtlich alles, aber auch alles richtig gemacht. Denn – herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Jubiläum und zum Einstand beim OLIO-Award! – denn das aus der autochthonen Sorte Buža gepresste, sehr harmonische Öl, ist ganz hervorragend! Gras, grüne Äpfel, grüne Banane (auch Schale), am Gaumen eine reizvolle Kombination von Kräutern, jungem Spinat und Kiwi, im Nachhall moderate Radicchiobitternoten und eine sehr kultivierte Schärfe. *mittelfruchtig*

Ausdrucksvoller, balsamisch-frisch-fruchtiger Hojiblanca-Hundertprozenter (neben Picual und Picuda schlicht de rigeur für die Weltklasseöle aus der DOP Priego de Cordoba), der „heftig grün“ (O-Ton) wirkt, nach saftigem Gras, grünen Äpfel, grünen Bananen, üppig Tomate (eher grün) und floralen Aromen duftet, am Gaumen dann deutlich „breiter“ wird. Hier dann Tomatenblätter, Olivenfrucht, Artischocken, mehr Tomate, Kräuterdickicht, leicht zitrische Aromen (Verveine, Zitronenthymian), subtiles Bitter und schöne, zunächst sehr zarte, dann ansteigende, lang nachhallende Schärfe. *mittelfruchtig*
C/ CARMEN, 14810 CARCABUEY, Spanien