Die besten Cafés und Röstereien in Deutschland 2022
Kreutzkamms Münchner Stammhaus liegt äußerlich eher unscheinbar am Außenrand der heutigen Fünf Höfe: ein langer, schlanker Raum mit rund 30 Plätzen, kaffeehaushaft dekoriert in Elfenbeinweiß und Art-déco. Ein optisches Gegengewicht bietet die lichtere Filiale in der Maxburg, nur 500 Meter entfernt: Das helle, etwas kühlere Ambiente aus Bugholzstühlen und bunten MDF-Tischen lenkt dabei auch hier nicht vom klassischen Gebäck ab, mit dem es der Dresdner Julius Kreutzkamm im 19 Jahrhundert zum sächsischen Hoflieferanten brachte. In beiden Münchner Cafés atmen Punsch-, Walnuss- und Herrentorte den Geist zurückliegender Konditorei-Epochen, Christstollen und Baumkuchen werden weltweit versandt.
Neben Dallmayr das mondänste Café der Stadt: Draußen die feuerrot bestuhlte Terrasse zum Sehen und Gesehen werden, drinnen unterstützen raumhohe Spiegel und raffiniertes Licht. Wer den Blick auf Karte und Teller richtet, wird ebenfalls nicht enttäuscht: Rund 30 Kuchen und Torten liegen hinter Glas, dazu allerlei fruchtbetürmtes Kleingebäck und Cake Pops (Kuchen-Lollies). Das Konditorangebot ist vergleichsweise klassisch, Buttercreme das Rückgrat vieler Spezialitäten: Neben der unvermeidlichen Prinzregententorte ist die Luitpoldtorte das aus Marzipan und Weinschaum geschichtete Paradestück des Hauses. Empfehlenswert ist auch die aus Buttercreme, Mandelblättern und Buttertoffee gestapelte Pariser Mandeltorte, musikalisch verschlankt durch Son Cubano aus den Boxen. Apropos: Mit (wieder) regelmäßigen Vorträgen und Musik-Matinees pflegt das Luitpold alte Kaffeehaustraditionen, die man selbst in Wien nicht mehr oft erlebt.
Wo andere Konditoreien noch auf rustikale Wucht setzen, pflegen die Mäser-Lukschs aus Gauting einen eleganten Boutiquestil: Ganz in Weiß empfängt der Verkaufsraum in der Theatiner-Passage, schon in der Fensterauslage isst das Auge mit. Smileys, Marienkäfer und rund 20 weitere, farbprächtig überzogene Kuppeltörtchen bergen zudem ein raffiniertes Innenleben: Unter Geleeüberzug und Rosenblatt der „Pink Lady“ blühen Himbeermousse, Litschiekompott und ein Olivenbiskuit, hinter „Yuzu Spring“ stecken neben der namensgebenden Zitrusfrische ein mehrschichtig aufgebauter Nougat-Knusperkern und vollreife Mangostücke. Der Espresso dazu ist kräftig und vollmundig, die Rechnung zum Schluss durchaus saftig.
Traditionshaus, neu belebt: Nach jahrelanger Verpachtung führt die Familie die Geburtsstube der Prinzregententorte wieder selbst. Auch wenn Erbshäusers Torte heute nur noch sieben der ursprünglich acht Lagen umfasst (jeder Boden steht für einen bayerischen Regierungsbezirk), lohnt ein Abstecher in das etwas versteckt gelegene Café. Der Gastraum ist schlicht weiß (manche sagen: karg), auch die Kuchenauswahl bleibt überschaubar. Hierher kommt man für Ruhe mitten im Innenstadttrubel und genießt neben der Hausspezialität Klassiker wie den Käsekuchen oder ein Stück Meraner Nusstorte.
Bevor Konditor und Café-Mitinhaber Mirko Mische im eigenen Laden den Backofen anwarf, hat er unter anderem schon bei Dallmayr und Käfer gearbeitet und das schmeckt man. Handwerkskunst, keine Fertigpräparate und viel Einsatz für frische Produkte zahlen sich nun mal aus. Im charmanten Café an der Isar kann man in den Sommermonaten auf der Terrasse Milch- und Fruchteis genießen, im Winter Pralinen und das ganze Jahr über sorgsam dekorierte Torten. Die opulente Erdnuss-Karamell-Schoko-Torte, Pariser Nusstorte oder Prinzregententorte zeugen von der traditionellen Konditorkunst bei Misches. Nicht ganz so opulent, dafür bodenständig sind die echt bayerischen Zwetschgennudeln. Belegte Semmeln und Butterbrezeln runden das Angebot ab.
