Die besten Cafés und Röstereien in Deutschland 2022
Guido Fuhrmann war Chef-Patissier in Berlins besten Restaurants. In seiner eigenen Patisserie mit gläserner Manufaktur und kleinem, eleganten Gastraum entstehen stadtweit bekannte kunstvolle Törtchen, darunter vegane und glutenfreie. Letzter Schliff bei seiner herrlich fruchtigen „Inspiration Himbeere“ aus Valrhona-Schokolade sind die Tautropfen aus Puderzucker und drei mit Himbeermousse gefüllte Himbeeren als Blätter. Die „Inspiration Mandel“ besteht aus mit Mispel, knusprigem Amaranth, kandiertem Flieder und hauchdünnen Mandelsplittern. Dazu Pralinen, Macarons und guter Kaffee von „Sager‘s Kaffeerösterei“ in Charlottenburg. Neu sind die Lebkuchen und gehaltvolle Heißgetränke zur Weihnachtszeit. Hochzeitstorten, Patisserie-Kurse.
Coffee-holics wissen, was der Name bedeutet: der „first crack“ ist das erste Knacken der frisch gerösteten Bohnen – ab da ist größte Vorsicht geboten, dass die Bohnen nicht verbrennen. Dies weiß Röstmeister und Chef Andreas Kuhn zu vermeiden: Der El Salvador Las Mercedes begeistert mit blumigen Noten und Kirsch-Orange-Fruchtaromen, deutlich verspielter ist der sehr hip anaerob, also unter Sauerstoffausschluss, aufbereitete India Ekata Natural mit Pflaumen- und Vanillenoten. Beides hochkarätige Röstungen in Topqualität. In der Senefelder Straße sind auch exquisite Schokoladen zu bekommen, im Café Pakolat in der Raumer Straße 40 präsentiert die gläserne Tortenmanufaktur beste Törtchen und Kuchen. Starkoch Sebastian Frank aus dem Restaurant „Horváth“ ist Stammgast.
Berlins ältestes Café hat Kriege, Gentrifizierung und Corona überstanden. Immer noch werden Linzer Torte, Sachertorte oder der Berliner Kranz nach überlieferten Rezepten hergestellt, in die „Hohe gebackene Käsetorte“ kommen etwa dunkle Werderaner Kirschen. 1852 stellte Konditormeister Gustav Buchwald seine Baumkuchen erstmals über offenem Feuer her, heute ist das immer noch DIE Spezialität. Neu im Sortiment sind die Torten Pistazie-Erdbeer-Tiramisu und Kokos-Ananas-Ingwer. Die historischen Räume wurden bei unserem Besuch renoviert.
Arielle Artszteins Macarons sind in Berlin unereicht, und wer am Vormittag kommt, kann im kleinen, farbenfrohen Laden mit gläserner Manufaktur bei der Zubereitung zuschauen. 26 Sorten sind im Sortiment, darunter sämtliche Macaron-Klassiker, aber auch – je nach Saison – Esskastanie, Feige, Orange-Karamell, Passionsfrucht mit Vanille-Canache, Birne mit Ingwer, Earl Grey-Bergamotte, Zwetschge-Zimt oder Chai-Latte, feine Noten von schwarzem Sesam hatte „Matcha“. Künstliche Aromen und Zusatzstoffe sind tabu, eine Zutatenliste für jede Sorte liegt auf der Theke parat. Die Schokolade kommt von Valrhona, die Vanille aus Madagaskar, und alle Macarons sind koscher, halal und glutenfrei. Arielle Artsztein kommt aus Israel und Lyon und war Dokumentarfilmerin, bis sie während eines Besuchs in Paris ihre Leidenschaft für Macarons entdeckte. Es gibt auch Schoschanim, „Rosen“ aus Mürbeteig, Vanille und Baiser nach einem Plätzchenrezept ihrer Mutter. Marktstand am Samstag (10-18 Uhr) auf dem Karl-August-Platz in Charlottenburg.
Gil Avnon hat schon Karriere gemacht, er war Chef-Patissier im Dolder Grand in Zürich und im Londoner Dorchester. Seine erstes eigenes Café hat sich schnell zum Magneten entwickelt, denn seine Kreationen sind außergewöhnlich. „Sir Raffles“ heißt ein süßsaures Asia-Törtchen auf knusprigen Mürbeteigboden; schön buttrig und aromatisch ist der Berliner Kranz aus Schoko-Biskuit und Himbeerganache. Für die Tochter einer Stammkundin kreierte er sogar vegane Florentiner. Renner – auch in der kühlen Jahreszeit – sind Eisparfaits wie „Passionsfrucht“ oder „Pfefferminz-Limette“. Zu den hohen jüdischen Feiertagen und freitags auf Bestellung backt er Challah, den traditionellen Hefezopf, oder auch Hamantaschen (mit Mohn oder Pflaumenmus gefülltes Gebäck in Dreieckform). Sehr guter Kaffee von Andraschko. Auch schön: die Decke in Brombeer-, die Polster in Himbeerrot.