Die 555 besten Weingüter 2024
Was für ein stattliches Weingut! Thomas Haag, unterstützt von seiner Familie, bewirtschaftet nicht nur 24 Hektar in den besten Steillagen der Mittelmosel. Er brilliert auch jedes Jahr wieder mit einer ganzen Phalanx an erstklassigen Rieslingen, deren Glanz in die ganze Weinwelt strahlt. Das gilt auch und besonders für die trocken ausgebauten Gewächse, die 2022 in ihrer unbestechlichen Klarheit und finessenreichen Aromatik aktuell die besten an der Mosel sind. Kommt etwas Restsüße ins Spiel, wie bei den Riesling Kabinetten und Spätlesen, präsentiert sich der Fruchtkörper animierend präzise, immer eingebettet in eine perfekte Säure, die man trefflich als genial bezeichnen kann. Ein Ausnahmebetrieb unter allen deutschen Weingütern.
In Bermersheim zu Hause, schaut Familie Geil auf 200 Jahre Familientradition zurück. Geführt von Florian Geil zeigt sich das Weingut jedes Jahr aufs Neue als verlässliche Quelle für exzellente Weine und Sekte, von denen vor allem die Lagenweine auch ein paar Jahre im Keller verbringen können. Beweis dafür ist der Dalsheimer Chardonnay, ein im Holzfass ausgebauter Langläufer. Vollmundig, mineralisch-salzig, ist er zwar zurzeit noch stark vom Holz geprägt, zeigt aber eine tolle Länge und ein gelungenes Säurespiel, dazu Noten von Vanille und reifer Steinfrucht. Als Klassiker präsentiert sich der Frauenberg Riesling mit weißer Frucht, Zitronenschale, einer erfrischenden Mineralität und tollem Zug am Gaumen. Bei den Sekten punktet der 2017 Pinot 3 brut nature mit gekonnt feiner Perlage, einem Aromenspiel von Honig, Zitrone, gerösteter Haselnuss und Brioche. Wundervoll gelungen!
Es sind technische Weine, die Thomas Haas und Sohn Julian erzeugen, fehlerlos, vorschriftsmäßig geschönt und feingefiltert, bisweilen etwas zu glatt. Der Laubenheimer Riesling ist gut, aber grob, der Blanc de Noirs ausdruckslos, der Muschelkalk Riesling flau, der Chardonnay von der Krone etwas zu schwach auf der Brust für’s Barrique. Angetan waren wir dagegen vom einfachen Riesling Gutswein aus der Literflasche für 6,90 Euro: der perfekte Wein für die Leberwurststulle.
Der über 600 Jahre alte Kapellenhof strahlt Gemütlichkeit aus. Seit fünf Generationen wirkt hier die Familie Schätzel. Federführend sind heute Thomas und Sabine Schätzel, die auf ihren 18 Hektar Rebbergen eine große Vielfalt an Weinen erstehen lässt. Empfehlen können wir den Selzener Grauburgunder, der ein eleganter Leichtfüßler ist. Übrigens: Wer mit dem Wohnmobil Urlaub macht und Glück hat oder am besten reserviert, der findet auf dem Anwesen wunderbare Stellplätze.
Obwohl das Weingut von Thomas und Sabine Lersch relativ klein ist, ist das Sortiment riesengroß. 33 Weine haben wir gezählt, vom Glühwein bis zur trockenen Grauburgunder Auslese. Alle Weine, die wir probieren konnten, waren trocken, aber nicht durchgegoren, sie hatten um 7 Gramm Restzucker. Bei den säurestarken Rieslingen mag die Restsüße dienlich sein, bei den Grauburgundern weniger. Es macht sie gefällig, was angesichts der guten Grundqualität der Weine der Lerschs eigentlich schade ist.
