Die 555 besten Weingüter 2024
Seit jeher halten die Weine, was der Name verspricht: Die Gewächse sind komplett durchgegoren, durchdekliniert wird der Stil mit einem breiten Franken-Portfolio von Silvaner bis Müller-Thurgau und internationalen Sorten wie Chardonnay mit feinen Ecken und filigranen Kanten, das wir im Vorjahr aufgewertet hatten. Und so kommt der Sauvignon Blanc auch aktuell als Everybody‘s Darling mit Fernweh-Aromen von Litschi und Mango mit belebender Säure daher. Die Traditionstrauben schwächelten leider diesmal etwas, so wirkte der 2022er Randersacker Pfülben Silvaner Kabinett etwas undefiniert, die 2022 Randersacker Sonnenstuhl Silvaner Spätlese im Antrunk fruchtig, aber recht hart am Gaumen. Wir hoffen auf neuen Schwung in jeder Liga im kommenden Jahr. Das Gut mit Ferienwohnung, Vinothek und Restaurant ist ein schöner Ort, um die fränkische Weinwelt zu erkunden.
Ein klares Ordnungsprinzip sind die Qualitätsstufen von „Tagwerk“, „Handwerk“ über „Meisterwerk“ bis hin zum „Unikat“ auf den Leininger-Etiketten. Die Weine von Florian Engelmann laden zum Entdecken ein. Beim Silvaner Alte Reben aus der Eibelstadter Mönchsleite (Serie „Meisterwerk“) gefällt uns die bei aller Würze und komplexer Säurestruktur im besten Sinne Trinkigkeit. Noch mehr Silvaner-Freuden vermittelt der kraftvoll dunkelwürzige, mineralisch raumgreifende Altenberg 1172 (Serie „Unikat“). Auch dem Riesling aus dem Frickenhäuser Kapellenberg steht die recht verführerische Würze sehr gut, die auch den Exoten unserer Empfehlung, den Albalonga-Sekt ziert: Der ohne Dosage abgefüllte Schaumwein duftet nach Hutzelbrot und Mandelbrioche, Quitte und etwas Kamille, um dann Gaumen ein hübsches Quantum Säure, zartherbe Earl-Grey- und Grapefruit-Bitternoten und pikante gelbe Frucht nachzulegen. Sehr spannend! Und uns dringend 2,5 F wert!
Die Silvaner-Experten Matthias und Manuela Stumpf haben ihre Handschrift in der Vergangenheit immer weiter geschärft, die Punktzahlen kletterten entsprechend nach oben. Nachhaltigkeit hat dabei Priorität, als Slow-Food-Mitglieder bearbeiten sie den Boden in den historischen Spitzenlagen sogar nur mit den Händen. Wer den Stil noch nicht kennt, sollte den Buntsandstein Silvaner Ortswein probieren (fruchtig, fein, präzise) oder auch die toll cremige und ernst zu nehmende Johannisberg Scheurebe. Spannend, modern, feinnervig und füllig mit toller Länge ist der Fränkische Gemischte Satz – ein formidabler Speisenbegleiter. Last not least: Auf Partys und Terrassen ist der Gutswein Twentysix weiß willkommen – auch easy drinking will gekonnt sein. Das alles lässt sich gut in der schönen Vinothek verkosten.
Glückwunsch zu diesem ambitionierten Auftritt! Jürgen Hofmann gelingt mit jedem Wein ein Treffer: Herausgearbeitet sind sowohl die Unterschiede in der Qualitätspyramide als auch einzelne Rebsorten. 60 Prozent der Weinberge sind mit Weißwein bestockt, und schon die Silvaner haben voll überzeugt: der Röttinger Feuerstein cremig, elegant und würzig; der Feuerstein „R“ eine Steigerung mit definierter Struktur und sensibel eingesetztem Holz, der Granit wunderbar komplex mit Phenol-Touch. Beeindruckend ist auch der Chardonnay „R“: burgundisch, ohne Burgund zu kopieren, mit animierend „deutscher“ Frucht-Stilistik von Birne, Apfel und Quitte. Hier kann man auch die lokale Rebsorte Tauberschwarz probieren, roter Klassenbester ist für uns allerdings der Spätburgunder Feuerstein „RR“ trocken: betörend (Hibiskus!), saftig und fein gewebt mit reifem, sauberem Lesegut als Basis. Gern lassen wir daher die Bewertung auf 3 F hochschnellen.
Karl Wenninger gehört mit seinen Söhnen Andreas und Michael der fränkischen Gruppe Ethos an, die sich nachhaltigen Grundsätzen bis hin zur Mitarbeiterführung verpflichtet. In Weinberg und Keller heißt das: Spontangärung, reduzierte Erträge, selektive Handlese. Das führt zu erfreulichen Ergebnissen: geradlinig und trinkfreudig in der Basis, guter Ausdruck der Rebsorte bei den anspruchsvollen Gewächsen. Die Weine zeigen Struktur und langen Zug, werden von Würze und prägnanter Säure getragen. Ein Musterbeispiel ist der Alter Berg Silvaner: elegant balanciert und tiefenscharf grundiert. Der Sommerhäuser Riesling ist wie dem Lehrbuch entsprungen; frisch, geradeaus, zitrisch. Das Trio hat auch ein Händchen für Bukettsorten – siehe Scheurebe, siehe Gewürztraminer! Es lohnt sich, auch die Brände zu probieren, die mit der gleichen Sorgfalt hergestellt werden, etwa aus unterschiedlichen Zwetschgensorten.